Der ehemalige Vizebürgermeister von Palma de Mallorca, Álvaro Gijón, ist am Dienstag (27.6.) aus der konservativen Partido Popular (Volkspartei, PP) ausgetreten. Seine Ämter als Mitglied von Palmas Stadtrat und Abgeordneter im Balearen-Parlament will er aber vorerst behalten.

Vorausgegangen war dem Rücktritt die Festnahme von Gijóns Eltern und seinem Bruder Teo. Sie werden der Geldwäsche im Zusammenhang mit einer Ausschreibung der Bewirtschaftung der ORA-Parkflächen in der Inselhauptstadt beschuldigt. Gijón war zu diesem Zeitpunkt stelltvertretender Bürgermeister in Palma.

Auch gegen Gijón selbst wird ermittelt. Bereits am Vormittag wurde bekannt, dass er für Mittwoch (28.6.) eine Vorladung vom Untersuchungsrichter erhalten hat. Gleich sechs Vorwürfe werden gegen den Politiker erhoben: Bestechlichkeit, Handel mit Insider-Informationen, Veruntreuung, unrechtmässige Einflussnahme, Geldwäsche und Behördenbetrug.

Die Ermittlungen um die ORA-Parkzone waren durch die Aussagen eines Zeugen ins Rollen gekommen, der offenbar ebenfalls der Partido Popular angehört. Die Lizenzvergabe für die Bezahlparkplätze ging in der vergangenen Legislaturperiode an die Firma Roig. Laut dem Zeugen ließ sich das Unternehmen den Auftrag 1,2 Millionen Euro kosten, die an Álvaro Gijón und seinen Parteikollegen und politischen Ziehvater José María Rodríguez gezahlt wurden.

Gijón soll zusätzlich noch eine Wohnung geschenkt worden sein. Bisher ist aber weder das Geld auffindbar, noch gibt es genaue Angaben zu der Immobilie. Dennoch geht die Nationalpolizei davon aus, dass der Zeuge glaubhaft ist - nicht zuletzt wegen der Unregelmäßigkeiten, die rund um die Vergabe der ORA-Zone aufgedeckt wurden.

Álvaro Gijón ist auch über Mallorca hinaus bekannt: Er gilt als Vater der später von einem Gericht einkassierten "Benimmregeln" an der Playa de Palma. Wie auch José María Rodríguez zählt er zudem zu den Beschuldigten im Korruptionsskandal rund um den Diskotheken-König Bartolomé Cursach.

Erst vergangene Woche war die Zeugenaussage einer Bordellbetreiberin bekannt geworden, laut der Cursach alle Kosten für die Besuche von Gijón in ihrem Bordell übernahm. Im vergangenen September wurde gegen Gijón im Zusammenhang mit dem Polizeiskandal ermittelt. /ck/somo