Schon lange hatten sich Anita Hempler und ihr Lebensgefährte Ex-Mann Günter Rähmisch auf ihren Segeltörn gefreut. „Wir machen das häufiger, hatten auch selbst ein Boot", sagt die Münchenerin. Und so buchten sie bereits Anfang Oktober 2016 über das Internet einen Törn auf der Seite www.segelabenteuer.com. Eine Woche Ende Mai, von Palma de Mallorca aus durchs Mittelmeer. „Was uns besonders gefiel, war das Angebot, mit den Veranstaltern mitsegeln zu dürfen, dann braucht man sich selbst um nichts zu kümmern", so Hempler.

Insgesamt 870 Euro überwies Hempler an die angegebenen Kontaktdaten und erhielt freundliche Antwort per E-Mail, unterzeichnet von einer gewissen Sarah Gruber. „Es gab sogar ein paar Telefonate", so Hempler. Sie vertraute darauf, dass alles mit rechten Dingen zugeht - auch, weil sie Informationen über Sarah Gruber nach kurzer Online-Suche im Archiv des TV-Senders Vox fand: Im Jahr 2014 hatte ein Team des Privatsenders Gruber und ihren damaligen Lebensgefährten Beat Frankauser für die Sendung „Die Auswanderer" begleitet. Auch als Anita Hempler Anfang März bemerkte, dass die Homepage nicht mehr abrufbar ist und ihre Bedenken per Mail preisgab, kam promt eine Antwort zurück. „Wir sind seit einer Woche neu aufgestellt und ab sofort unter www.balizavela.com zu erreichen", antwortete diesmal eine Nadine Wenzel. Und: „Wir freuen uns darauf, Sie im Mai an Bord begrüßen zu dürfen."

Doch drei Tage vor dem Abflug von Deutschland nach Palma erreichte Anita Hempler eine weitere Mail, diesmal wieder von Sarah Gruber.: „Bis heute haben wir versucht eine Lösung zu finden, da wir unsere Yacht wegen eines technischen Defekts nicht einsetzen können. Unsere Partnerunternehmen vor Ort haben leider Dank der Feiertage keine vergleichbare Charteryacht mehr zur Verfügung, und euch anderweitig einzubuchen war genauso erfolglos." Weiter versprach Gruber, das Geld komplett zurückzuerstatten und noch einen Gutschein für einen Mitsegeltörn für zwei Personen zu genehmigen. „Das war eine große Enttäuschung, wir hatten ja den Flug bereits gebucht. Zum Glück konnten wir spontan nach Griechenland umbuchen", so Hempler.

Doch was noch viel schlimmer war: Eine Rücküberweisung blieb bisher aus. Mehrmals versuchte Hempler Kontakt mit der Firma „Vela Aventura S.L.", die hinter den Anbietern steckt, aufzunehmen, wurde fordernder im Tonfall. Zunächst bekam sie noch vertröstende Antworten, dann war die Mailadresse plötzlich ungültig und auch die neue Homepage nicht mehr aufrufbar. Auch telfonisch war nichts zu machen.

„Viele geben an dem Punkt wahrscheinlich auf. Ich glaube auch nicht, dass ich mein Geld jemals wiedersehe, aber ich möchte einfach nicht, dass diese Leute noch weitere Menschen betrügen", so Anita Hempler im Gespräch mit MZ. Sie begann zu recherchieren und tatsächlich: In zahlreichen Internet-Foren beschweren sich User über ganz ähnliche Erlebnisse mit der Firma, teilweise schon im Jahr 2014. Da ist eine fünfköpfige Familie, die ebenfalls erst am Abend vor dem Abflug aus Deutschland benachrichtigt wurde, dass das Schiff nicht zur Verfügung steht. „Tja und wir, die Gäste, standen in Mallorca, weil wir im Anschluss eine Finca gemietet hatten und man für fünf Personen in der Hauptferienzeit nicht mal eben einen Flug umbuchen kann...", so die empörten Schreiber. Andere erreichte die Absage erst im Flugzeug.

Acht Betroffene haben sich mit Anita Hempler mittlerweile in Verbindung gesetzt, sie hat zudem Anzeige erstattet. Langsam scheint der Druck zu wirken: Am 21. Juni hatte Hempler plötzlich eine Mail im Postfach, von Sarah Gruber. Ein Insolvenzverfahren sei eingeleitet, heißt es darin, man sei darum bemüht, „für alle Parteien eine Lösung zu finden". Und: Man bitte um Geduld.

Jegliche Kontaktaufnahmen von MZ ließ Sarah Gruber unbeantwortet. Beat Frankhauser, mit dem sie einst im deutschen TV zu sehen war, blockt schriftlich ab: „Ich habe damit nichts zu tun und seit November keinen Kontakt mehr zu ihr."

Anita Hempler will trotzdem nicht aufgeben. „Ich werde weiter kämpfen. Um unser Geld und unser Recht."