Es war der zweite Streich der Bürgerinitiative "Ciutat per a qui l'habita" (etwa: die Stadt den Einwohnern) auf Mallorca: Rund 50 Personen haben sich am Samstagmittag (15.7.) am Paseo Borne in der Innenstadt von Palma de Mallorca versammelt, um friedlich und mit Humor gegen die zunehmende Besetzung des öffentlichen Raumes, die steigenden Mieten vor allem in der Altstadt und die touristische Überfüllung auf der Insel zu demonstrieren.

Das Treffen stand unter dem Motto "Wermut für die Anwohner des Borne", einer der Teilnehmer schenkte den Wermut an die Anwesenden aus. Viele hatten Snacks, sobrassada oder die Gemüsepizza Coca mitgebracht.

Manel Domenech, der Vorsitzende der Nachbarschaftsvereinigung Canamunt, der in den vergangenen Monaten zu einem der Sprecher des allgemeinen Unwohlseins so mancher alteingesessener palmesanos wurde, erklärte der MZ: "Es kann keine Rede von einer Urlauberphobie sein. Wir wollen den Tourismus nur in vernünftige Bahnen lenken."

Dazu gehöre eben unter anderem, nicht den öffentlichen Raum, wie den Paseo Borne, mit Straßencafes vollzupflastern. "Der Borne war seit Jahrhunderten die Flaniermeile der Einwohner von Palma. Hier kam man hin, um entlangzuspazieren, es wurden Wettkämpfe ausgetragen, geflirtet." Jetzt sei das aufgrund der Außenbewirtschaftungsflächen kaum noch möglich.

Ein anderer Teilnehmer, der vor rund 25 Jahren aus Barcelona auf die Insel kam, beklagte vor allem die zunehmende Wohnungsnot für die Einheimischen. Er habe stets alleine gelebt, doch nun, mit 43 Jahren müsse er seine Wohnung mit einem Mitbewohner teilen, weil er sich die gestiegene Miete nicht mehr leisten könne. "Die Ferienvermietung muss endlich geregelt werden", forderte der Mann.

Vor etwa zwei Monaten hatten etwa 200 Menschen in Palma ebenfalls humorvoll gegen die Auswüchse des Tourismus protestiert und ironisch die Einrichtung eines eigenen "carril guiri", also einer Fahrspur für Ausländer mit ihren Rollkoffern, gefordert. Auf Mallorca sind die Folgen des Massentourismus stärker denn je zu spüren. Palma platzt vielfach aus allen Nähten, der Verkehr bricht regelmäßig zusammen, es gibt so gut wie keine Mietwohnungen zu einkommensgerechten Preisen in der Innenstadt.

Trotz all dieser Probleme für die Inselbewohner lehnt nur ein verschwindend geringer Teil der Bevölkerung den Tourismus ab. Dennoch nehmen gerade deutsche Medien Aktionen wie die der Initiative "Ciutat per a qui l'habita" gerne zum Anlass, von einem gestiegenen Hass auf Urlauber auf Mallorca zu sprechen.