Palma de Mallorca hat einen neuen Helden: Denn der in bescheidenen Verhältnissen lebende Algerier Lahouari Saidani fand im Treppenhaus seines Wohnhauses eine Tasche mit Bargeld und Schecks im Wert von rund 77.000 Euro - und gab sie bei der Polizei ab.

"Ich bin Muslim und meine Religion verbietet es mir, Dinge zu behalten, die nicht mir gehören", erzählt der Kellner eines Kebab-Restaurants im Multikulti-Viertel Pere Garau der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca". Aus dem Hintergrund des Lokals hört man einen Kunden rufen: "Er ist ein Held!" Seit ein paar Tagen rühmt sich das Restaurant "Arabica" nicht nur den besten Kebab der Stadt zu machen, sondern auch "den ehrlichsten Kellner Mallorcas" zu haben.

Dann berichtet Saidani ganz bescheiden von seiner Heldentat am 18. Juli: Er habe das Restaurant nach der Arbeit gegen 18 Uhr verlassen und sei nach Hause gegangen. Unter dem Briefkasten des mehrstöckigen Gebäudes entdeckte er eine Einkaufstüte aus Papier. Und als er sie öffnete, fand er darin lauter Wertgegenstände, die der in ärmlichen Verhältnissen lebenden Familie durchaus hätten helfen können: neben rund 17.000 Euro Bargeld, Schecks im Wert von etwa 60.000 Euro und neu gekaufte Klamotten.

Doch der Held aus Pere Garau verschwendete nicht einen einzigen Gedanken daran, die Fundstücke für sich zu behalten, wie er erzählt: "Der Islam verbietet es zu klauen. Und ich habe von meinen Eltern eine sehr strenge Erziehung erhalten", erklärt er, während andere Kunden des Restaurants versichern, dass sie das Geld eingesteckt hätten.

Lahouari hingegen machte sich auf den Weg zur Polizei. Als erstes habe man ihn dort sehr misstrauisch behandelt: "Am Anfang hatte ich Probleme, weil die Polizisten einem Araber, der eine Tüte voll Geld auf die Wache brachte, nicht recht trauen wollten", erinnert sich der Kellner lachend. Anschließend habe man bei der Polizei die Tasche durchsucht und die Ausweise der Besitzerin ausgemacht: eine 37-jährige Rumänin.

Diese wurde verständigt und holte sich die Tüte ab. Einen Finderlohn wollte Lahouari nicht annehmen. Dennoch versprach die glückliche Besitzerin zumindest Lahouaris Ehefrau ein Geschenk machen zu wollen. Die Rumänin musste den Polizisten außerdem Rede und Antwort stehen, warum sie solch eine Menge Bargeld sowie 83 Schecks verschiedener Banken bei sich trug. /tg