Zwei riesige orange Buchstaben prangen an der Fassade des Boutique-Hotels Aguamarina in Can Pastilla: BQ. Was soll das heißen? Beste Qualität? Nein, es sind die Initialen des Gründers der mittlerweile 14 Häuser umfassenden Kette, Bernat Quetglas. Mallorquinischer könnte der Name kaum sein, auch wenn das wohl dem Großteil der Urlauber, die in den BQ-Hotels absteigen, nicht bewusst sein dürfte.

Die MZ stellt in den kommenden Wochen die mittelgroßen Hotelketten der Insel vor. Die, die nicht wie Meliá, Grupotel, Iberostar oder Riu im ständigen Rampenlicht stehen. Viele von ihnen existieren seit Jahrzehnten, sind Familienbetriebe und wachsen, wenn überhaupt, nur sehr behutsam. So wie BQ Hoteles.

Im Vier-Sterne-Haus Aguamarina in Can Pastilla, dem mit 56 Zimmern kleinsten Haus der Gruppe, trifft die MZ den Verkaufsleiter der Kette, Rafael Berga. Er begrüßt uns zwar auf Spanisch, spricht aber, wie sich schnell herausstellt, fließend Deutsch: „Ich bin seit 25 Jahren mit einer Deutschen verheiratet." Das passt. Auch beruflich hat Berga bei BQ hauptsächlich mit Deutschen zu tun. „Rund 75 Prozent aller Gäste in unseren Hotels sind deutschsprachig", sagt Berga. Klar: Die Hotels liegen in Can Pastilla, Palma, Peguera und der Bucht von Alcúdia.

Seit über 40 Jahren im Geschäft

Die BQ-Hotels sind streng genommen nur ein Nebenprodukt der Incoming-Agentur Sidetours, die allein im Jahr 2016 rund 1,2 Millionen Spanien-Urlauber betreut hat. Bernat Quetglas gründete diese Agentur, die auch für die deutschen Anbieter Schauinsland, FTI oder Airberlin Holiday arbeitet, vor inzwischen etwas mehr als 40 Jahren. Da war er Mitte 20. 15 Jahre lang brachte Quetglas seine Gäste relativ mühelos in den Hotels unter, doch dann merkte er, dass er die gestiegene Nachfrage nur befriedigen konnte, wenn er selbst eigene Häuser betrieb.

Also begann Quetglas ab 1994, dann erstmals unter Verwendung der Marke BQ, nach und nach Hotels aufzukaufen. Zunächst das Augusta in der Inselhauptstadt. Das im Viertel Bonanova beheimatete Haus beherbergt heute noch den Hauptsitz von BQ Hoteles. Zumeist waren die Errungenschaften von Quetglas kleinere, teils recht schlichte Familienhotels, die der aufstrebende Impressario herrichten ließ. Als eines der ersten Häuser der Kette erwarb er auch das Aguamarina - damals noch unter dem Namen Amfora -, das im vergangenen Jahr komplett renoviert und als Boutique-Hotel wiedereröffnet wurde. Wobei der Zusatz Boutique hauptsächlich dazu dient, die Zimmer ein klein wenig teurer anzubieten als in einem gewöhnlichen Vier-Sterne-Haus. „Es gibt ein paar Extras im Vergleich zu anderen Hotels, ansonsten ist der Standard derselbe", erklärt Berga.

In den vergangenen Jahren hat die Kette alle Häuser renoviert, passend zum Stichwort Qualitätstourismus auf Mallorca. Vor allem in Can Pastilla, wo BQ alleine drei Häuser betreibt, soll der Standard nach oben getrieben werden. Es scheint zu funktionieren, die anderen ziehen mit: „Es gibt außer einem Hotel in Can Pastilla keines mehr, das nicht renoviert wurde", sagt Berga. Die Kunden wüssten das durchaus zu schätzen, obwohl auch die Preise deutlich angezogen hätten. „Unser Superior-Zimmer mit Jacuzzi auf der Terrasse kostet im Sommer an die 400 Euro pro Nacht. Da wird die potenzielle Kundschaft schon kleiner." Die Preissteigerungen werden über mehr Leistungen, wie einen Whirlpool auf der Dachterrasse mit Meerblick und einen kleinen Wellness-Bereich, gerechtfertigt.

Flachbildschirm hat jeder

Gleichzeitig hätten die Ansprüche der Kundschaft spürbar zugenommen, sagt Berga. „Früher suchten die Leute in Hotels das, was sie daheim nicht hatten. Heute haben sie das alles auch zu Hause." Dazu gehörten etwa der Flachbild­fernseher oder die Dusche mit Regeneffekt. Es sei immer schwieriger, die Kunden zu überraschen.

Trotzdem: BQ expandiert, in den vergangenen fünf Jahren schneller als in den bisherigen zwei Jahrzehnten seiner Existenz. 2013 etwa hatte die Kette im Norden der Insel noch kein Hotel. Inzwischen sind es vier, zwei in Can Picafort, zwei in Port d'Alcúdia. Und außerhalb von Mallorca kaufte Quetglas in Torre del Mar in Andalusien ein Haus sowie in Santo Domingo in der Dominikanischen Republik.

Dass man von Briten-Hochburgen wie Magaluf und Palmanova bewusst die Finger lässt, bestreitet Berga. Die Expansionsstrategie des Unternehmens verlaufe nicht nach einem Plan. „Wenn sich irgendwo eine Möglichkeit ergibt, prüfen wir das und schlagen zu, wenn es passt. Wir schließen nicht aus, dass wir eines Tages ein Hotel in Magaluf haben. Aber unser Kernmarkt ist der deutsche, da fühlen wir uns wohl." Es gebe keine Wachstumsvorgaben für die Gruppe, auch nicht seit 2010 Gründer Bernat Quetglas, der heute 67 Jahre alt ist, etwas in den Hintergrund getreten ist und als Geschäftsführerin seine Tochter Carolina eingesetzt hat. Trotzdem ziehe Bernat noch die Fäden. „Ohne sein Okay geht weiterhin nichts", sagt Verkaufsleiter Rafael Berga.