Den Reiseveranstaltern reicht's: Die Schadenersatzklagen vor allem britischer Urlauber, die mit erfundenen Krankheiten nach Mallorca-Urlauben Millionen von den Hoteliers auf der Insel eintrieben, haben die Branche aufgewühlt - und zum Handeln gezwungen.

Als erster Veranstalter hat jetzt Thomas Cook die Reißleine gezogen. Der Konzern, der jedes Jahr Hunderttausende Urlauber auf die Insel bringt, geht in die Offensive, wie der Geschäftsführer von Thomas Cook, Peter Fankhauser, bei einer Pressekonferenz am Mittwochabend (30.8.) in Can Pastilla klarmachte. „Unsere Kunden sollen wissen, dass wir an ihrer Seite stehen, wenn sie im Urlaub wirklich krank werden. Wir wollen aber auch klarmachen, dass wir keine Entschädigungen zahlen, wenn Urlauber nicht direkt im Hotel über ihre Krankheit informieren", sagte der Schweizer.

Thomas Cook habe seine Rechtsabteilung deutlich ausgebaut und mit mehr Mitteln ausgestattet, um „das bislang größte Problem in der britischen Tourismusindustrie auszurotten", wie Fankhauser sagte. Das trage bereits erste Früchte. Thomas Cook sei der erste Tourismuskonzern, der vor Gericht eine Klage gegen die sogenannte Durchfall-Masche der Urlauber gewonnen habe. „Und es werden noch viele weitere folgen."

Außerdem habe Thomas Cook mit den Anwaltskanzleien in England Kontakt aufgenommen, die die falschen Reklamationen gesammelt hatten, und sie gebeten, die Fälle noch einmal genau zu studieren. Auf diese Weise seien bereits 3.000 Reklamationen fallengelassen worden. „Und eine Anwaltskanzlei hat das Geschäft der betrügerischen Reklamationen gänzlich verlassen, womit noch einmal 3.500 Forderungen von Urlaubern an die drei größten Reiseveranstalter des Landes hinfällig wurden." Nach Angaben von Fankhauser gehen die Schadenersatzforderungen bereits leicht zurück, „aber wir haben noch einen weiten Weg vor uns".

Schätzungen zufolge kosteten die Schadenersatzansprüche britischer Urlauber die mallorquinischen Hoteliers allein im Jahr 2016 rund 50 Millionen Euro. Schuld an den geschäftsschädigenden Praktiken ist das britische Verbraucherschutzrecht. Danach können Urlauber bis zu drei Jahre nach der Reise Entschädigungen für durch das Hotel verursachte Erkrankungen geltend machen. Das nutzten einzelne Anwaltskanzleien in Großbritannien aus, um regelrechte Lawinen von Schadenersatzansprüchen loszutreten. Sie stifteten mit Hilfe von Strohmännern direkt in den Urlaubsorten gezielt Touristen an, gegen die britischen Reiseveranstalter zu klagen und Entschädigung zu verlangen. Dafür sollten die Urlauber während ihres Aufenthalts auf der Insel Durchfallmittel in der Apotheke kaufen, um dies als vermeintlichen Beweis für eine Erkrankung im Hotel vorlegen zu können.

Die Pressekonferenz stand im Schatten der Nachricht über die Pläne zur Verdopplung der Touristensteuer auf den Balearen im kommenden Jahr. Deutlich wurde vor allem Juan Molas, der Präsident des spanischen Hoteliersverbandes. Er sei absolut dagegen und glaube nicht, dass die Landesregierung ein Konzept habe, wohin die Einnahmen überhaupt fließen sollen. Inma de Benito, Präsidentin des mallorquinischen Hoteliersverbandes, sprach auf der Pressekonferenz von einer „miserablen Entscheidung". Sie fürchte um die Beliebtheit der Inseln.