Am frühen Montagabend (29.8.) herrscht Stille um das Ca ses Monges in Capdepera im Nordosten von Mallorca. Nur Baugerüste und Maschinen deuten darauf hin: Hier wird gearbeitet. Bis Ende der 1990er-Jahre wohnten Nonnen in dem Gebäude mit Baujahr 1891. Schon bald sollen hier Touristen einziehen. Das Ca ses Monges - vom Konvent zum ersten Hotel im Ortszentrum Capdeperas.

„Bisher gibt es tatsächlich keine Übernachtungsmöglichkeiten im Ort", bestätigt Monica Viejo. „Zumindest keine legalen." Die Tourismusdezernentin in Capdeperas Rathaus ist gleichzeitig auch für städtebauliche Fragen zuständig. Während in den eingemeindeten Küstenorten Cala Ratjada, Canyamel und Font de Sa Cala im Sommer täglich rund 50.000 Urlauber in mehr als 80 Unterkünften nächtigen, ist Capdepera für den Tourismus eher unbedeutend. Zwar ist hier das Rathaus, die weiterführende Schule und das einzige Theater im Gemeindegebiet angesiedelt. Doch der Touristen-Hotspot Cala Ratjada hat dem verwaltungstechnisch wichtigsten Ort der Gemeinde den Rang abgelaufen. Wer von Palma in Richtung Nordosten fährt, kann schon ab Manacor Schildern nach Cala Ratjada folgen - Capdepera wird nicht erwähnt. Der Ort erscheint bedeutungslos.

„Und genau das ist es, was wir ändern wollen", so Monica Viejo. „Wir haben hier die alte Burg, die Fassaden der teilweise antiken Häuser sind erhalten. Es ist mit Abstand der emblematischste Teil des gesamten Gemeindegebiets. Und diesen Wert wollen wir stärken."

Im vergangenen Jahr änderte der Gemeinderat daher fast einstimmig die Bebauungsordnung und machte somit den Weg frei für neue Interior-Hotels. „Es dürfen keine neuen Gebäude errichtet, sondern nur bestehende umgebaut werden", erklärt Viejo. Drei Projekte seien am Laufen. Neben dem alten Nonnenkonvent ist auch der Umbau eines Wohnhauses im Carrer des Collegi und eines im Carrer Principal geplant. „Die Arbeiten dort haben aber noch nicht begonnen, weil bestehende Mietverträge die Räumung hinauszögern."

26 Zimmer und insgesamt 52 Gästebetten entstehen gerade in dem alten Ca ses Monges. Wenn es fertig ist - und das soll irgendwann im Jahr 2018 sein -, wird es den Namen Creu de Tau tragen, verrät Viejo, angelehnt an das typische Franziskanerkreuz der ehemaligen Bewohnerinnen. In einem Image-Film präsentierte die Gemeinde schon im März auf der ITB in Berlin ­Animationen, die zeigen, wie das Creu de Tau einmal aussehen soll: schicke Balkone mit Rundbögen, dunkelrote Fensterläden, Natursteinmauern im Rumpf. Wer vor der Baustelle steht, braucht viel Fantasie, um sich das vorzustellen. Noch ähnelt das Gebäude eher einer heruntergekommenen Ruine als einem Luxushotel.

„Auch ein Wellnessbereich und ein Luxusrestaurant sind in Planung", so die Stadträtin. Das klingt nach Qualitätstourismus. „Den typischen Sol-y-Playa-Tourismus haben wir ja schon en masse in den Küstenorten", so Viejo. In den neuen Interior-Hotels sollen kulturell und historisch interessierte Besucher unterkommen, angestrebt werden vier Sterne.

Schon jetzt sind die Straßen Capdeperas gut gefüllt. Auf der ­zentralen Plaça de l'Orient herrscht ein Stimmengewirr aus verschiedensten Sprachen vor. Urlauber genießen die Abkühlung des nahenden Abends bei Cola und Tapas im Freien. „Das ist so, seit wir Capdepera vor knapp drei Jahren an die öffentliche Buslinie angeschlossen haben. Der Urlauberanstieg ist enorm", so Monica Viejo. Sie alle kommen jedoch nur für ein paar Stunden und fahren dann wieder in die Küstenorte zurück.

Die Bemühungen, den Ort zu beleben, sind seit Langem geplant.Bereits 2011 ließ die PSOE-geführte Gemeindeverwaltung zahlreiche Straßen und Gassen rund um die Burg mit Kopfsteinen pflastern.

2,5 Millionen Euro investierte Capdepera damals. „Die Busverbindung war da nur ein logischer Schritt, und die Einrichtung neuer Hotels auch. Schließlich muss es sich ja lohnen, dass wir so viel Geld ausgegeben haben."

Ein weiterer Punkt im Projekt ist es, einige Straßen als verkehrsberuhigt auszuweisen. Schon vor zwei Jahren brachten die Ratsleute das Thema auf den Tisch, Anwohner sind aber wenig begeistert davon. Zwar dürften diese als einzige weiterhin passieren, das Parken in den Gassen rund um die Burg soll jedoch untersagt werden. „Wir wollen den Konflikt auf jeden Fall lösen", so Viejo. Angedacht sind derzeit Parkplätze in der Nähe des Gesundheitszentrums. „Spätestens bis 2019 wird es in einer Form umgesetzt, die hoffentlich alle zufriedenstellt." Denn 2019 stehen neue Wahlen an. „Und wir wollen unser Vorhaben auf jeden Fall vorher umsetzen."

Ebenfalls geplant ist eine neue Denkmalschutz-Route, auf der historisch Interessierte an besonders alten Gebäuden entlanggeführt werden. „Wir wollen den Party- und Strandtourismus nicht ausrotten", betont Viejo. „Aber wir wollen die Vielfalt, die unsere Gemeinde bietet, weiter betonen."

Die neue Smartphone-Applikation „OnCapdepera", die sie gemeinsam mit Bürgermeister Rafael Fernández Mitte August vorstellte, soll ebenfalls dazu beitragen. „So können die Leute sich leicht da­rüber informieren, was es hier alles zu sehen gibt." Und vielleicht wird so nebenbei auch die Nebensaison belebt. Ganz nach dem Werbe-Slogan der Balearen-Regierung: „Better in Winter" - besser im Winter.