Erstaunlich, wie viele Menschen auf Mallorca ungewollt zum Hotelier werden - Architekt Emilio Nadal, heute Besitzer von Senses Hotels, Eisenwarenhändler Juan Colom, Gründer von HSM Hoteles, oder auch Anwalt Ferrán Porto, Mitbegründer von PortBlue. Und auch die Geschichte der Kette Roc beginnt keineswegs an der Rezeption, sondern im Anwaltsbüro. Miguel Miralles hatte gemeinsam mit seiner Ex-Frau in Palma eine große Kanzlei aufgebaut. Nebenbei widmete sich der heute 75-jährige Präsident der Kette Immobiliengeschäften auf der Insel.

Bis ihm im Jahr 1981 ein Aparthotel in Illetes angetragen wurde. „Mein Vater kaufte den Block auf, er wollte daraus Eigentumswohnungen machen und diese dann verkaufen", erzählt sein Sohn Guillermo Miralles. Der 48-Jährige ist Vizepräsident der Kette und für die Expansionspolitik zuständig. Wie es der Zufall wollte, war der damalige Tourismusminister der Insel gut mit Miralles befreundet. Und als solcher lag er ihm wochenlang in den Ohren, doch seine Pläne mit Wohnapartments nicht durchzuziehen, sondern das Gebäude auf Vordermann zu bringen und als Hotel weiterzubetreiben. Der Tourismusboom zeichnete sich gerade schüchtern ab.

Miralles hörte auf den Minister - und bereute es schnell wieder. „Es waren keine einfachen Zeiten, mein Vater war fremd in der Branche und musste sich alles hart erarbeiten", erinnert sich Sohn Guillermo. Die Familie verließ gar im Sommerhalbjahr ihr Haus in Establiments, um in das Hotel in Illetes zu ziehen. Dort konnte der Vater dem Hoteldirektor besser auf die Finger schauen. Peu à peu lief es besser, 1987 kam mit dem Las Rocas in Cala d'Or das zweite Hotel dazu. Und es dauerte bis 1995, bis Miralles mit dem Portonova in Palmanova ein drittes Hotel kaufte. „Als Hotelier sah sich mein Vater aber auch dann noch nicht", sagt Guillermo Miralles lachend.

Alles änderte sich mit dem Jahr 2000 - ab da wurde die Arbeit von Roc Hotels professionalisiert. „Das wurde nötig, weil mein Vater den Sprung nach Andalusien wagte. Da konnte er nicht ständig selbst aufpassen, weil er nicht vor Ort war." Miguel Miralles war ein Hotel in Torremolinos an der Costa del Sol angeboten worden - zu einem Preis, den er nicht ablehnen konnte. Außerdem stammte die Familie seiner Frau aus der Region, sodass Miralles senior nicht lange zögerte. Er gab seiner Kette eine Struktur, und drei Jahre später trat Sohn Guillermo als Vertriebschef für Andalusien ein, nachdem er dem Vater bereits bei der Erstellung der ersten Website geholfen hatte. Er hatte zwei Master in Betriebswirtschaft vorzuweisen, einen in den USA, einen in Spanien. Bereits 2004 wurde er zum Vertriebsleiter der gesamten Kette berufen.

Ab dann ging es Schlag auf Schlag. Pro Jahr mindestens ein neues Hotel, das war der Rhythmus. Unter anderem erwarb die Gruppe das Carolina nahe Cala Ratjada. Ein historisches Haus, „das erste Hotel der Iberostar-Gruppe", wie Miralles verrät. Als 2009 die Krise ausbrach, mietete Roc in Ermangelung von Bankkrediten vermehrt Hotels an, „obwohl mein Vater die Häuser eigentlich kaufen wollte". 2013 folgte dann der Sprung nach Kuba, ein Land, „in das mein Vater regelrecht verliebt war". Vier Häuser gehören dort mittlerweile zur Roc-Gruppe. Zunächst hatte es Anlaufschwierigkeiten gegeben, weil die kubanische Regierung nicht so recht an das Potenzial von Roc glaubte.

Neben Kuba würde die Gruppe auch gern in der Dominikanischen Republik und auf den Kanaren Fuß fassen. „Aber natürlich setzen wir weiter voll auf Mallorca", so Miralles. „2018 kommt mit dem Gran Camp de Mar ein Hotel mit 416 Zimmern dazu."

Hotelketten auf Mallorca - die bisherigen Folgen