Das Betrüger-Netzwerk der sogenannten "Durchfall-Masche" auf Mallorca ist zerschlagen. Davon zumindest geht die Guardia Civil aus, nachdem eine der Hauptverdächtigen auf der Insel am Donnerstag (7.9.) dem Haftrichter vorgeführt wurde.

Die britische Unternehmerin L. C. , die am Dienstag (5.9.) zusammen mit ihrer Mutter und vier weiteren Verdächtigen festgenommen worden war, verweigerte auch vor dem Haftrichter die Aussage, wie zuvor beim Verhör durch die Polizei. Sie wurde in Freiheit entlassen, muss aber ihren Reisepass abgeben, darf die Insel nicht verlassen und muss sich wöchentlich bei der Polizei melden. Außerdem sperrte das Gericht sämtliche Konten der Geschäftsfrau mit mehreren Unternehmen.

Mit dem Vortäuschen falscher Lebensmittelvergiftungen und dem Fordern entsprechender Entschädigungen sollen britische Urlauber den Hotels auf Mallorca Schaden in Höhe von 50 Millionen Euro zugefügt haben. Den Ermittlungen der Guardia Civil begann der Betrug auf Mallorca bereits 2013 und weitete sich in den vergangenen Jahren auch auf Hotels auf dem spanischen Festland und den kanarischen Inseln aus.

Die festgenommene Britin, deren Haus und Büros am Dienstag durchsucht wurden, gilt als eine der Schlüsselpersonen auf der Insel. Ihre Mutter wurde freigelassen und gilt allenfalls als Randfigur. Die vier weiteren Festgenommenen sollen vor den Hotels Touristen zu dem Betrug angestiftet haben. Im Hintergrund agieren allerdings große Anwaltskanzleien in Großbritannien, gegen die die britische Justiz vorgehen müsse.

Hintergrund: die Durchfallmasche

Bei der untersuchten Durchfallmasche geht es um Millionenbetrug im großen Stil. Die Verdächtigen sollen mit Hilfe von Strohmännern direkt in den Urlaubsorten gezielt Touristen angestiftet haben, gegen die britischen Reiseveranstalter zu klagen und Entschädigung zu verlangen. Dafür sollten die Urlauber während ihres Aufenthalts auf der Insel Durchfallmittel in der Apotheke kaufen, um dies als vermeintlichen Beweis für eine Erkrankung im Hotel vorlegen zu können. Im Gegenzug wurde etwa kostenloser Urlaub versprochen.

Die Rechnung zahlen mussten letztendlich vor allem die Hoteliers auf Mallorca. Schätzungen zufolge kosteten sie die Schadenersatzansprüche britischer Touristen allein im Jahr 2016 rund 50 Millionen Euro. Spanienweit soll der Schaden sogar 60 Millionen Euro betragen haben

Schuld an den geschäftsschädigenden Praktiken ist das britische Verbraucherschutzrecht. Danach können Urlauber bis zu drei Jahre nach der Reise Entschädigungen für durch das Hotel verursachte Erkrankungen geltend machen. Das nutzten einzelne Anwaltskanzleien in Großbritannien aus, um regelrechte Lawinen von Schadenersatzansprüchen loszutreten. /tg