Stillschweigen im ersten Verhör zum mutmaßlichen Millionenbetrug gegen Hoteliers auf Mallorca. Zwei der Verdächtigen, die am Vortag von der Guardia Civil festgenommen worden waren, verweigerten am Mittwoch (6.9.) gegenüber der Polizei die Aussage. Sie stehen im Verdacht, Mithilge dabei geleistet zu haben, britische Urlauber zur sogenannten "Durchfall-Masche" anzustiften. In den vergangenen Monaten hatte die Zahl der Hotelgäste stark zugenommen, die nach dem Urlaub Reklamationen wegen vermeintlicher Lebensmittelvergiftungen in All-inclusive-Hotels geltend machten. Den Hoteliers auf Mallorca entstand dadurch Schaden in zweistelliger Millionenhöhe.

Bei den nun Verhörten handelt es sich um eine britische Unternehmerin in Calvià sowie deren Mutter. Sie begründeten ihre Aussageverweigerung mit dem verhängten Ermittlungsgeheimnisses. Daher kennen sie weder die Vorwürfe noch die sie belastenden Indizien. Medienberichten zufolge soll es sich bei den beiden keineswegs um "große Fische" in diesem Betrugsfall handeln.

Insgesamt wurden sieben Personen festgenommen und acht Hausdurchsuchungen ausgeführt. Die Delegierte der Zentralregierung auf den Balearen, Maria Salom, bezifferte unterdessen den verursachten Schaden der vergangenen Jahre auf rund 50 Millionen Euro.

Derweil verstärkt sich die Front gegen die sogenannte Durchfallmasche auf Mallorca. Sowohl der Hoteliersverband als auch mehrere einzelne Hoteliers zeigten die sich häufenden Betrugsfälle an. Einzelne Hoteliers beauftragten sogar Privatdetektive, um Material gegen spezialisierte Anwaltskanzleien in Großbritannien und ihre Werber auf der Insel zusammenzutragen. Auch der Reiseveranstalter Thomas Cook kündigte an, gegen Kunden vorzugehen, die falsche Krankheiten vortäuschen sollten.Hintergrund: die Durchfallmasche

Bei der untersuchten Durchfallmasche geht es um Millionenbetrug im großen Stil. Die Verdächtigen sollen mit Hilfe von Strohmännern direkt in den Urlaubsorten gezielt Touristen angestiftet haben, gegen die britischen Reiseveranstalter zu klagen und Entschädigung zu verlangen. Dafür sollten die Urlauber während ihres Aufenthalts auf der Insel Durchfallmittel in der Apotheke kaufen, um dies als vermeintlichen Beweis für eine Erkrankung im Hotel vorlegen zu können. Im Gegenzug wurde etwa kostenloser Urlaub versprochen. Die Rechnung zahlen mussten letztendlich vor allem die Hoteliers auf Mallorca. Schätzungen zufolge kosteten sie die Schadenersatzansprüche britischer Touristen allein im Jahr 2016 rund 50 Millionen Euro.

Schuld an den geschäftsschädigenden Praktiken ist das britische Verbraucherschutzrecht. Danach können Urlauber bis zu drei Jahre nach der Reise Entschädigungen für durch das Hotel verursachte Erkrankungen geltend machen. Das nutzten einzelne Anwaltskanzleien in Großbritannien aus, um regelrechte Lawinen von Schadenersatzansprüchen loszutreten. /tg