Antoni Horrach Moyà ist nicht ganz zufrieden, als er der MZ das Zimmer im siebten Stock des Hotels HM Jaime III im Zentrum von Palma de Mallorca zeigt. Der Generaldirektor der Hotelkette schaut in jeden Winkel und sagt: „Wir müssen hier langsam mal renovieren." In Wirklichkeit befindet sich das Zimmer in einwandfreiem Zustand und macht keineswegs einen antiquierten Eindruck, obwohl es seit 2004 nicht verändert wurde. Aber der Anspruch des Chefs ist offensichtlich ein anderer. Stolz ist er dagegen auf die Dutzenden Fotos, Bilder und anderen Kunstobjekte, die aus der Galerie seines Bruders Juan Antonio stammen. Die HM Hotels gehören zu den besten Kunden der Galerie, die zuvor vom Vater betrieben wurde. Alles bleibt also in der Familie.

Antoni Horrach Moyà gehört zu den Hoteliers auf Mallorca, die das Handwerk von der Pike auf gelernt haben. Dabei hatte er in seiner Familie kein unmittelbares Anschauungsmaterial. Sein Großvater mütterlicherseits war Bauträger und errichtete mit seiner Firma auf der Insel Wohnungen, aber auch zahlreiche Hotels. Sein Unternehmergeist, „den er auch in schwierigen Zeiten wie dem spanischen Bürgerkrieg durchhielt", prägte den jungen Antoni.

Antoni Horrach studierte Tourismus auf der Insel und arbeitete danach fünf Jahre bei Rent Hotels, der Hotelmarke des Reiseveranstalters Jumbo Tours. Unter anderem vertrat er Hoteldirektoren auf der Insel, aber auch in Mexiko. Zu dieser Zeit hatten seine Eltern auf Mallorca zwei Hotels, die der Großvater erbaut hatte, an die Sol-Kette (heute Meliá) vermietet. Die Häuser gehörten zum Familienvermächtnis.

Da müsste man doch etwas Eigenes aufbauen, befand Horrach und schlug 2001 vor, die zwei Häuser zum Grundstein einer neuen Kette zu machen. „Meine Eltern haben mich zwar in meinem Vorhaben unterstützt, aber sie sagten mir damals klipp und klar, ich müsse als Mieter mindestens so viel zahlen wie Sol."

2002 ließ Horrach auf die Worte dann Taten folgen. Die Anfangsjahre waren hart, die Mietbedingungen der eigenen Eltern kratzten ganz schön an der Substanz. Außerdem brach eine Wirtschaftskrise los. Horrach schaffte es dennoch, die beiden Hotels Tropical an der Playa de Palma und Martinique in Magaluf durchzubringen.

Und: Er wagte bereits im ersten Jahr den Sprung auf einen anderen Kontinent - ein riskanter Schritt zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt. „Das hat uns sehr geholfen, die Auswirkungen der Wirtschaftskrise abzufedern", sagt er heute. Horrach kam dabei seine Erfahrung bei Rent Hotels zugute. Auf der Insel Holbox in Mexiko wurde er fündig und ließ ein exklusives 36-Zimmer-Haus auf der autofreien Insel mit ihren gerade einmal 1.500 Einwohnern bauen. „Das ist ein unberührtes Naturreservat, wo sich die Leute auf Golfwagen oder mit dem Rad bewegen", schwärmt Horrach. Inzwischen besitzt die Gruppe, zu der auch drei Hotels mit dem Markennamen whala! gehören, dort zwei Häuser. Zusätzlich zu zwei Hotels in der Dominikanischen Republik.

Auch auf Mallorca trieb Horrach das Wachstum in großem Tempo voran. Jedes Jahr kam mindestens ein neues Hotel dazu, darunter mit dem Balanguera eines der beiden Stadthotels der Kette. Der Rest der Häuser auf Mallorca liegt an der Playa de Palma oder in Magaluf. „Mit dem Balanguera schafften wir den Durchbruch", sagt der Generaldirektor. Das Haus liegt in der gleichnamigen, nach der mallorquinischen Hymne benannten Straße. Bei der Einrichtung legte Horrach besonderen Wert auf mallorquinische Details. „Wir haben Stoffe von der Insel genommen, und die Inneneinrichtung hat großteils meine Schwester, eine studierte Innenarchitektin, konzipiert", erklärt Horrach. Das Konzept ging auf und fand Anklang bei den Gästen. Nun wird es auch in anderen HM Hotels wiederholt.

Zwar sei Mallorca die Basis und der Geschäftsschwerpunkt, so Antoni Horrach. Trotzdem schließt er eine weitere Expansion in andere Urlaubsgebiete nicht aus. „Mir gefällt beispielsweise Tirol sehr. Aber ich glaube, das alljährliche Zittern, ob genügend Schnee zum Skifahren fällt, will ich mir nicht antun."

Realistischer sei da ein anderes Projekt. „Wir würden gerne in Kolumbien auf der Karibikinsel San Andrés ein Hotel in unser ­Portfolio mit aufnehmen", sagt Horrach. Das wäre dann wieder sol y playa, Sonne und Strand. Spätestens im kommenden Jahr soll es so weit sein.