Ist es nicht komisch, in Zeiten von tourismuskritischen Demos und Tourismusphobie eine Fiesta für Urlauber zu veranstalten?

Nein, wir organisieren sie seit 38 Jahren. Es wäre komisch, es jetzt nicht mehr zu tun. Mit der Fiesta bedanken wir uns bei den Gästen. Viele von ihnen planen ihren Urlaub danach.

Urlauber anlocken - das trägt dazu bei, dass die Insel überlaufen ist.

Die Fiesta hat sich damals im September etabliert, um die Saison zu verlängern. Und jetzt hat das Datum Tradition. Man muss zwischen einer Steuerung der Touristenströme unterscheiden und der Frage, ob wir den Tourismus nicht wollen. Ich glaube, es gibt niemanden auf Mallorca, der sagen würde, dass er den Tourismus nicht will. Und wir hier in Cala Millor haben auch nicht den Eindruck der Überfüllung. In zehn Jahren sind keine neuen Hotelbetten dazugekommen.

Aber die Anzahl privater Ferienwohnungen sehr wohl.

Das stimmt. Aber unsere Dienstleistungen wie Strandaufsicht, Straßenreinigung und Müllabfuhr haben unter dem Urlauber-Zuwachs nicht gelitten.

Also ist eine Regulierung der Ferienvermietung nicht nötig?

Doch klar, das neue Gesetz ist notwendig. Auch damit man die Anzahl der Urlauber besser kalkulieren kann, um ihnen wiederum einen besseren Service zu bieten. Das sind zwei verschiedene Dinge. Es ist wichtig, ein Gleichgewicht zu finden, aber auch, die Touristen willkommen zu heißen. Wir sollten ihnen niemals das Gefühl geben, dass man auf

Mallorca keine Urlauber will. Die sensationsgierigen Medien spiegeln die Realität oft nicht wider.

Aber man kann ja auch nicht leugnen, dass es Leute gibt, die gegen den Massentourismus sind.

Ja, das ist wahr. Es stimmt schon, auf Mallorca herrscht ein Gefühl des Kontrollverlusts, deshalb ist es wichtig, ein bisschen Ordnung rein zu bringen. Aber das richtet sich nicht gegen den Tourismus, überhaupt nicht!

In Cala Millor gab es also nie Beschwerden von Einheimischen, die die Nase voll haben von so vielen Urlaubern?

Nein. Uns war immer klar, worauf die Jobs unserer Eltern und Geschwister basieren. Außerdem: In der Hochsaison kommen vor allem Familien, in der Nebensaison Leute ab 50. Sauftourismus gibt es hier nicht. Fast alle Hotels haben vier Sterne. Wir haben einen Tourismus, den viele andere Gegenden gerne hätten. Er ist nicht konfliktiv. Weder was Sicherheit angeht noch Alkohol oder Dreck.

Sie gehören zur Lokalpartei Independents. Aber Sie scheinen mit Tourismusminister Biel Barceló zu sympathisieren.

Ich will ungern politisch Stellung nehmen. Aber ja, sein Gesetz zur Ferienvermietung etwa ist wichtig. Aber auch Organisationen wie der Gob sind es. Sie sind diejenigen, die immer wieder daran erinnern, dass da noch etwas ist: die Umwelt.

Da ist das Stichwort Nachhaltigkeit nicht weit. Auf der Touristenfeier ist davon nichts zu spüren.

Auf der Fiesta nicht, da wird gefeiert. Aber wir engagieren uns das ganze Jahr dafür. Es gibt Kampagnen für Einwohner und Touristen zu den Themen Wassersparen und Recycling. Wir haben erreicht, dass praktisch alle Hotels hier den Müll trennen. Auch in den Touristen­büros informieren wir über zivilisiertes Verhalten am Strand. Wobei ich glaube, dass der Urlauber oft eh viel sensibler ist, was Sauberkeit und Mülltrennung angeht.

In der Tourismus-Diskussion schwingt auch immer die Angst mit, die mallorquinische Identitätkönne verloren gehen. Auf der Feier steht Flamenco auf dem Programm - nicht gerade inseltypisch.

Seit wir vor sechs Jahren an die Regierung kamen, haben wir schon vieles organisiert, um unsere Kultur zu zeigen. Neben Flamenco-Shows gibt es auch xeremies (mallorquinische Musikanten), wir werden einen correfoc (Feuerlauf) veranstalten und es gibt castellets (Menschenpyramiden). Auch eine Exkursion durch ein Naturschutzgebiet und coca mallorquina stehen auf dem Programm. Schritt für Schritt sollten wir nicht nur das machen, was der Tourist erwartet, sondern auch zeigen, was Mallorca noch so alles zu bieten hat.

Ein Aspekt in der Debatte ist, dass die Einnahmen hauptsächlich bei Reiseveranstaltern und Hoteliers bleiben. Auch an der Fiesta sind maßgeblich die Hoteliers beteiligt.

Das Konsortium setzt sich zusammen aus den Rathäusern Son Servera und Sant Llorenç und der Hoteliersvereinigung. In diesem Jahr sind erstmals auch Vertreter des Aktiv- und Golftourismus an der Feier beteiligt, genau wie lokale Gastronomie und Einzelhandel. Die Leute sollen aus den Hotels auf die Straße gelockt werden, auch das ist der Sinn der Feier.

Cala Millor hat eine neue Website, für 2018 ist eine innovative Touri-App geplant. Auch dadurch sollen doch die Leute hergelockt werden. Aber können überhaupt noch mehr Menschen in Cala Millor unterkommen?

Na ja, wir wollen sie besser verteilen. Und wir wollen wettbewerbsfähig sein, indem wir bekannter werden. Wir konkurrieren mit Zonen, die sehr nah am Flughafen liegen. Unser Plan ist, zu zeigen: 'Hey, wir sind auch hier! Und haben viel zu bieten!?

Lesen Sie hier weiter: Wie es dazu kommen konnte - die Geschichte des Tourismus auf Mallorca