Nach der Abhaltung des vom spanischen Verfassungsgericht für illegal erklärten Unabhängigkeitsreferendums in Katalonien am Sonntag (1.10.), bei dem es zu zahlreichen Zusammenstößen zwischen Separatisten und Polizeieinheiten kam, haben sich am Abend in Palma de Mallorca mehr als 3.000 Demonstranten auf dem Rathausplatz in Palma de Mallorca versammelt.

Die Teilnehmer der Kundgebung verurteilten den Einsatz der Nationalpolizei und der Guardia Civil vor den Wahllokalen, in einem verlesenen Manifest war die Rede von einer von der Zentralregierung angeordneten "Repression", bei der gewaltsam gegen "friedliche bürgerliche Absichten" eines Volks vorgegangen worden sei, das wählen wolle. Die Menschen skandierten "Llibertad" (Freiheit), "independencia" (Unabhängigkeit) und sangen die Balearen-Hymne "La Balanguera", Spanien-Premier Rajoy wurde zum Rücktritt aufgefordert. Einzelne beschimpften die Polizisten als "Mörder". Die Gruppe "Vereinigungen für die Demokratie" hatte am Nachmittag zu der spontanen Zusammenkunft aufgerufen.

Eine kleinere Gruppe mit Spanien-Flaggen indessen protestierte auf dem Rathausplatz gegen die Abhaltung des Referendums in Katalonien und verteidigte das Vorgehen der Polizei. Die beiden Gruppen wurden von der Polizei auf Abstand gehalten.

Auch in weiteren Gemeinden auf Mallorca versammelten sich Demonstranten, geplant waren Kundgebungen unter anderem in Sineu, Algaida, Pollença, Sa Pobla, Felanitx, Bunyola, Manacor, Porreres, Son Servera, Sóller oder Capdepera. Auch für Montag wurde eine Demonstration angekündigt.

Bereits im Vorhinein war die Gespaltenheit der mallorquinischen Bevölkerung deutlich geworden. Am Freitagabend (29.9.) waren in Palma mehr als 3.000 Menschen zu einer Demonstration zusammengekommen, die Verbundenheit mit den Bestrebungen der Katalanen, über die Unabhängigkeit der Region abzustimmen, zeigen wollten. Am Samstag (30.9.) hingegen versammelten sich rund 1.000 Menschen in der Inselhauptstadt, um klar zu machen, dass die Balearen nicht Katalonien seien und man sich von dem Referendum distanziere.

Die regionale Gruppe der sozialistischen Partei PSOE auf den Balearen (PSIB) reagierte am Sonntag in einer Pressemitteilung auf die Ausschreitungen in Katalonien. Der PSIB-Sprecher und balearische Arbeitsminister Iago Negueruela brachte seine Sorge um die Entwicklungen in der Nachbarregion zum Ausdruck. Die Vorgehensweise der Zentralregierung sei "unverhältnismäßig". Das harte Durchgreifen der Nationalpolizei und der Guardia Civil zeige, dass Ministerpräsident Mariano Rajoy "unfähig" sei, einen politischen Ausweg aus dem Konflikt zu finden. Gleichzeitig mahnte Negueruela zur Ruhe.

Auch die balearische Ministerpräsidenton Francina Armengol äußerte sich kritisch über die Vorgehensweise der Sicherheitskräfte und betonte ihre "tiefe Trauer" darüber, dass es so weit gekommen ist.

Inselratspräsident Miquel Ensenyat fand noch deutlichere Worte: Rajoy müsse zurücktreten, gab er am Sonntag bekannt. Gewalt und Druck gegen Bürger auszuüben, die wählen wollen, sei mit der Demokratie unvereinbar.

Eine ähnliche Reaktion kam vom balearischen Podemos-Sprecher Alberto Jarabo. Rajoy sei nach den Vorkommnissen am Sonntag kein vollwertiger Gesprächspartner mehr, mit dem man zu einer politischen Lösung kommen könne. /ff/somo

Hauptartikel: Hunderte Verletzte bei Ausschreitungen in Katalonien