Nach einem chaotischen und von zahlreichen Zwischenfällen bestimmten Wahltag in Katalonien am Sonntag (1.10.) steht fest: Die Separatisten haben gewonnen. Nicht das für illegal erklärte Unabhängigkeitsreferendum - mit dessen Ergebnis lässt sich außer Propaganda nicht viel anfangen - sondern die Schlacht der Bilder.

Die ganze Welt hat auf den TV-Bildschirmen und in den sozialen Netzwerken einen Kampf zwischen Ordnungshütern mit Gummiknüppeln auf der einen Seite gesehen und Bürgern, die nicht wählen durften, auf der anderen Seite. Wahlurnen sind ein starkes Symbol für Demokratie, genauso die Bilder von den Sitzblockaden vor Wahllokalen, die es nach dem Willen der spanischen Zentralregierung gar nicht geben durfte. Und dann Fußballstar Gerard Piqué vom FC Barcelona mit Tränen in den Augen, als er sein Engagement bei der spanischen Nationalmannschaft zur Disposition stellt.

Die katalanische Regionalregierung hat die Begriffe "Freiheit" und "Demokratie" besetzt, den Vertretern der Zentralregierung bleibt die Rolle eines autoritären Staates. Angesichts solcher Impressionen fiel es auch Gegnern der Loslösung von Spanien nicht mehr leicht zu argumentieren, dass Madrid lediglich die Vorgaben der spanischen Verfassung verteidigt.

Die spanische Zentralregierung scheint nichts aus den vielen politischen Fehlern gelernt zu haben, wenn sie von einem einzigen Schuldigen spricht, wie es Spanien-Premier Mariano Rajoy am Sonntagabend tat. Der Konflikt begann nicht mit der Ausrufung des Unabhängigkeitsreferendums, sondern bereits viel früher, als Madrid den Katalanen die Tür zu mehr Autonomie zuschlug und keine Alternativen zu bieten hatte.

"Heute hat es kein Referendum in Katalonien gegeben", so Rajoy. Die Regionalregierung kann in der Tat aus vielen Gründen keine Legitimität aus dem Ergebnis ableiten - die Wähler durften sich ihr Wahllokal spontan selbst aussuchen, die Wahlzettel wurden zum Teil zu Hause ausgedruckt, es wurde nachweislich mehrfach abgestimmt, um nur einige Punkte zu nennen. Aber was auch immer in Katalonien stattfand, es war eine laute, politische Willensäußerung.

Spätestens jetzt kann auch eine ignorante spanische Regierung dem katalanischen Problem nicht länger den Rücken zukehren.