Die an der Balearen-Regierung beteiligte linksregionalistische Partei Més will sich dieses Jahr nicht am Verkauf von Losen der traditionellen spanischen Weihnachtslotterie beteiligen. Diese kuriose Entscheidung traf der Vorstand der mit sechs Sitzen im Regionalparlament in Palma de Mallorca vertretenen Gruppierung am Montag (23.10.). Mit dem Boykott des typisch spanischen Brauchs protestiert die Partei gegen die drohende Absetzung der separatistischen Regionalregierung von Katalonien durch die Zentralregierung in Madrid und weitere einschneidende Maßnahmen, die der Artikel 155 der spanischen Verfassung vorsieht.

Més bezeichnete das Vorgehen gegen die Regierung von Ministerpräsident Carles Puigdemont, das der spanische Senat in Madrid am Freitag (27.10.) beschließen will, als "Putsch". Die Mehrheit der spanischen Spitzenpolitiker, die Spitzen der Europäischen Union, die USA und Vertreter vieler anderer Staaten bezeichnen dagegen das Vorgehen der katalanischen Regierung als nicht gesetzeskonform bis kriminell. Puigdemont und anderen Mitgliedern seiner Regierung droht zudem die Verhaftung.

Die Partei Més, Juniorpartner des von den Sozialisten unter Ministerpräsidentin Francina Armengol geführten Linksbündnisses, hatte vor einigen Tagen außerdem die beiden vom Balearen-Parlament in den spanischen Senat entsandten Senatsmitglieder Francesc Antich (Sozialisten) und José Ramón Bauzá (PP) dazu aufgerufen, gegen die Anwendung des Artikels 155 zu stimmen oder zurückzutreten.

Die Weihnachtslotterie ist ein seit vielen Jahrzehnten in ganz Spanien mit Spannung erwartetes Ereignis, an dem sich Millionen Menschen beteiligen. Die Auslosung findet jedes Jahr am 22. Dezember statt. /it