Mit so viel Grün rechnet man auch als langjähriger Mallor­ca-Kenner an dieser Stelle nicht: Das Hotel Houm Plaza Son Rigo liegt auf Höhe des Balneario 9 an der Playa de Palma in zweiter Meereslinie. Eigentlich, denn vor dem 1989 erbauten Haus erstreckt sich ein Park mit hohen Kiefern, sodass die Sicht aufs Meer unverbaut ist. „Wir haben hier den Blick der ersten Meereslinie mit der Ruhe der zweiten Linie", freut sich Isabel Vidal, eine der beiden Töchter von Miquel Vidal, dem Gründer des Plaza Son Rigo. Die 31-Jährige hat vor vier Jahren gemeinsam mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Aina die Nachfolge ihres Vaters angetreten.

Und sie hat neue Ideen aus ihrem Studium der Psychologie und Wirtschaft mitgebracht. So entwickelte sie etwa 2013 den Markennamen Houm. „Viele unserer Gäste sagen, dass sie sich bei uns wie zu Hause fühlen." Die etwas abenteuerliche Schreibweise der Marke lässt sich auf das Yoga-Mantra „Om" zurückführen, das für Ruhe steht.

Neu ist bei Houm aber nur der Name, die Anfänge der Gruppe reichen knapp 20 Jahre zurück. Miquel Vidal, heute 77 Jahre alt, gründete die Kette im Jahr 1989. Auch beim MZ-Besuch ist er im Haus und hat noch jede Menge zu tun. Der Senior­chef setzt sich dazu, muss aber nach rund 20 Minuten wieder weiter. „Er hat sich mit 68 pensionieren lassen, tauchte aber jeden Tag weiterhin im Hotel auf", erklärt Isabel und lacht. „Dann hat er nach einem Jahr beschlossen, die Pensionierung wieder rückgängig zu machen."

Miquel Vidal kann nicht anders. Das Hotelgewerbe ist sein Leben - so wie für nur wenige andere auf der Insel. Bereits 1964 wurde der Mallor­quiner nach seinem Wirtschaftsstudium zum Direktor des damals in der Nachbarschaft seines Wohnhauses eröffneten Hotels Tokio ernannt. „In dieser Zeit wurde gerade das tausendste Hotel auf Mallorca eröffnet", erinnert sich Miquel Vidal. „Aber die hatten alle nur 40, 50 Betten. Wer damals 100 Betten hatte, war ein Riese." Auch das Hotel Tokio war klein, aber dennoch: Wer ein Hotel baute, musste auch gleich die Infrastruktur der Gegend mit anlegen. So gab es denn auch erst mit dem Hotel Tokio die ersten Straßenlaternen in der Umgebung.

Viele Jahre arbeitete Vidal als Direktor im Tokio, bevor er Mitte der 80er-Jahre das Angebot bekam, ein Grundstück aufzukaufen - dort, wo heute das Plaza Son Rigo steht. Er ließ die Arbeit im Hotel Tokio ruhen und baute die Hotels Marina Plaza und Hotel Nets ein wenig um, die bereits auf dem Grundstück standen. Mit den beiden Häusern begann die Unternehmer­karriere von Miquel Vidal. Auf demselben Grundstück, einem Garten mit hohen Kiefern, stand ein weiteres Hotel, das Son Rigo. „Das hatten in den 70er-Jahren mehrere Freunde von mir gekauft."

Etwa 20 Jahre später verkauften sie das Haus an Vidal. Der schloss es mit dem Marina Plaza zusammen. Das Hotel Nets blieb ein eigenes Haus. „Das war eines der ersten Hotels auf Mallorca, der Besitzer nannte es einst in Nets um, weil er es seinen Enkeln schenken wollte. Aber die hatten kein Interesse daran, und deshalb verkaufte er es", erklärt Miquel Vidal.

Das Nets ist heute eines von wenigen an der Playa de Palma verbliebenen Häusern mit zwei Sternen. In der unmittelbaren Umgebung wurden die Hotels in den vergangenen Jahren mit Millionen-Investitionen aufgehübscht. Zwar finden die Vidals, dass sich auch Menschen mit weniger Geld einen Strandurlaub leisten können, trotzdem wollen sie das Nets endlich auf heutigen Standard bringen. Das gestaltet sich kompliziert.

„2015 haben wir die ersten Lizenzen beantragt. Wann wir loslegen können, steht noch in den Sternen", sagt Isabel Vidal. Es handle sich eben um größere Arbeiten, das Haus wird zwar nicht neu gebaut, aber doch rundum saniert und soll danach ebenfalls vier Sterne haben. Auch das Plaza Son Rigo soll in diesem Winter renoviert werden und dann von drei auf vier Sterne angehoben werden.

Neben den beiden Häusern betreibt die Gruppe das Hotel Encant ein paar Kilometer weiter an der Playa de Palma. Und auch sechs einstige Wohnhäuser gehören zum Geschäft, die als Ferienhäuser an Gruppen vermietet werden. Fünf davon stehen in unmittelbarer Nähe des Plaza Son Rigo, eines in Cala Pi.

In den Ferienvillen hatten die Vidals in diesem Sommer große Probleme mit undisziplinierten Urlaubern. „Wir mussten sogar Gäste rauswerfen, weil sie die Einrichtung zerstört haben", berichtet Isabel Vidal. Das sei zum Glück aber die Ausnahme. Gerade in den Hotels kämen sehr viele langjährige Stammgäste, mehr als die Hälfte der Urlauber in diesem Jahr waren Wiederholungstäter. „Sie schätzen die familiäre Atmosphäre in unseren Häusern", sagt Isabel Vidal. Und tatsächlich: Die Familie legt großen Wert auf Kontinuität bei den Angestellten. So blickt Kellner Emilio Sotelino, der uns Wasser und Kaffee bringt, auf eine 48-jährige Zusammenarbeit mit Miquel Vidal zurück, zunächst im Tokio, und seit 1989 im Plaza Son Rigo. Im April will er in Rente gehen.