José Luis Carrillo Benítez ist Herr über fast 4.000 Angestellte. Unter anderem gehört dem 76-jährigen Andalusier die Hotelkette Hoteles Globales. Kennen Sie nicht? Da dürften Sie nicht allein sein, denn obwohl Hoteles Globales eine der größten Gruppen auf den Balearen mit immerhin 23 Häusern ist - davon allein 16 auf Mallorca -, fristet Hoteles Globales anders als die Konkurrenten Iberostar, Meliá und Riu eher ein Schattendasein. Das dürfte zum Großteil an Carrillo Benítez selbst liegen. Dem Selfmade-Multimillionär liegt nicht viel an Publicity. Man könnte auch sagen, er meidet die Öffentlichkeit, wo er nur kann. Was vielleicht auch damit zusammenhängt, dass nicht alle seine Unternehmungen derart von Erfolg gekrönt waren wie die Hotelkette Globales, die ihren Sitz offiziell in Cala Vinyes südlich von Magaluf hat.

Doch der Reihe nach: José Luis Carrillo wurde 1941, kurz nach dem Spanischen Bürgerkrieg, im armen Hinterland von Almería geboren. Vom kleinen Städtchen Huércal-Overa aus trieb es den Jungen bereits mit zwölf Jahren zum Arbeiten nach Madrid. Dort bediente er zunächst als Jugendlicher in einer Bar gegenüber des Palastes von El Pardo. Mit nicht einmal 20 Jahren verschlug es ihn an die Costa Brava, wo er gemeinsam mit einem britischen Geschäftspartner eine Firma zum Transport von Touristen von einem englischen Militärflughafen nach Lloret de Mar gründete. „Er verließ Madrid, um sich im Tourismus nach und nach hochzuarbeiten", teilt seine Tochter Susana Carrillo, seit 2015 Geschäftsführerin, per Mail mit. Dieser Tage weilt die gesamte Führungsetage beim World Travel Market in London. In Lloret de Mar wurde er schnell zum Hoteldirektor des inzwischen nicht mehr existenten Atlántida. Da war er gerade 25 Jahre alt. Im Jahr 1967 machte er den entscheidenden Schritt zum Großunternehmer: Carrillo gründete das Unternehmen Optursa. Der Reiseveranstalter war der erste in Spanien.

Quasi in einem Aufwasch kreierte er mit Optursa auch Hoteles Globales. „Und all das als Neuling, die Familie hatte zuvor nie etwas mit Tourismus zu tun", berichtet Susana Carrillo. Im Jahr 1970, mit nicht einmal 30 Jahren, beteiligte sich der Andalusier finanziell am Bau des Hotels Don Pedro in Cala Sant Vicenç. So lernte er Mallorca kennen und lieben. Er verlegte den Sitz seines Unternehmens auf die Insel und kaufte innerhalb kurzer Zeit mehrere Häuser auf Mallorca auf. Auch auf den Kanaren und dem spanischen Festland - vor allem an der Costa del Sol rund um Marbella - kamen Hotels dazu. Mittlerweile verfügt Globales über 47 Häuser. 38 vermarktet Globales direkt, neun sind vollständig an den Reiseveranstalter Thomas Cook vermietet. Inzwischen ist Hoteles Globales auch am Zürichsee, in Belgien, in Buenos Aires und in Managua (Nicaragua) vertreten.

Inzwischen drängt es die Hoteliersfamilie Carrillo nicht mehr unbedingt, neue Hotels ins Port­folio aufzunehmen. Auch wenn es aus der Marketingabteilung von Hoteles Globales heißt: „Interessante Objekte werden natürlich immer geprüft." Wobei der Fokus klar auf Spanien liegt. „85 Prozent der Hotels, die wir gekauft haben, liegen in Spanien", erklärt der Sprecher.

So gut das Hotelgeschäft funktio­niert, so bitter endete ein Ausflug von Carrillo ins Luftfahrtbusiness. Im Jahr 2004 kaufte der Andalusier 100 Prozent der Anteile der strauchelnden Fluggesellschaft Air Madrid. Er wollte die Fluglinie, die in der Verbindung von Spanien mit lateinamerikanischen Destinationen ihren Markt sah, konsolidieren. Das Experiment scheiterte, Air Madrid häufte Ausstände an, die Verspätungen der Maschinen betrugen teils bis zu 60 Stunden, bei der Kundenzufriedenheit stürzte Air Madrid auf den 110. und letzten Platz unter den weltweiten Fluggesellschaften ab. Im Dezember 2006 stellte Carrillo den Flugbetrieb ein. Hunderttausende Tickets verloren ihre Gültigkeit. Viele Südamerikaner, die in Spanien lebten, hatten teilweise jahrelang für einen Besuch in der Heimat gespart.

Die Rolle von Carrillo war dabei umstritten. In Foren hieß es vielfach, er sei der Einzige gewesen, der wirklich versucht habe, die Flug­linie zu retten. Die Zeitung „El País" unterdessen beschuldigte den Unternehmer, Air Madrid bewusst an die Wand gefahren zu haben. Carrillo gilt als Unternehmer der alten Schule - ein zugänglicher Patriarch. So soll er einen direkten Umgang mit seinen Angestellten gepflegt haben. Überstunden oder fehlende Pausen soll er als Selbstverständlichkeit hingenommen haben. Wer aufmuckte, hatte schlechte Karten. Und wer sich einer Gewerkschaft anschloss, konnte im Geiste schon mal seinen Platz räumen, erzählen ehemalige Angestellte.