Die Ergebnisse einer Umweltstudie bringen weitere Dramatik in den Streit zwischen Palma de Mallorca und Madrid um die Stilllegung des Kohlekraftwerks Es Murterar bei Alcúdia auf Mallorca. Berechnungen der Umweltorganisation IIDMA (Instituto Internacional de Derecho y Medio Ambiente) zufolge verursacht die Luftverschmutzung durch das Kohlekraftwerk statistisch gesehen 54 frühzeitige Todesfälle im Jahr. Dabei beruft sich die Organisation auf europäische Statistiken, die im Jahr 2015 erhoben wurden.

Um die Schadstoffemissionen zu reduzieren und eine Energiewende einzuleiten, hatte die balearische Linksregierung im Juni entschieden, Es Murterar nach und nach stillzulegen. Im November wurde bekannt, dass die für Energiepolitik mit zuständige Zentralregierung in Madrid (PP, konservativ) die Zustimmung für die Schließung verweigert.

IIDMA forderte die Zentralregierung auf, ihre Haltung zu überdenken. Das teilweise über 35 Jahre alte Kohlekraftwerk sei für über zwei Drittel der Emissionen aus der Energieproduktion auf den Balearen verantwortlich. Im vergangenen Jahr habe die Anlage 2,36 Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Außerdem pumpe Es Murterar "große Mengen an Schwefeldioxid, Stickoxid und stark gesundheitsschädigende Partikel" in die Luft, heißt es in dem Bericht der Umweltorganisation.

IIDMA zufolge plane das Unternehmen Ene - Mehrheitsaktionär von Endesa - weitere 100 Millionen Euro in die Anlage bei Alcúdia zu investieren. Solche Investitionen "ergeben keinen Sinn", so der Bericht. Stattdessen solle man auf den schrittweisen Ausstieg aus den Kohlekraftwerken setzen. /tg