Der Black Friday ist nach nur fünf Jahren Präsenz auf Mallorca bereits jetzt für viele Geschäfte der wichtigste Tag im Weihnachtsgeschäft. Vielerorts gibt es inzwischen von Donnerstag (23.11.) bis zum sogenannten Cyber Monday am Montag kräftige Rabatte. Der Sonntag (26.11.) ist zudem in Palma verkaufsoffen. Und so manch geschäftstüchtiger Ladeninhaber macht gleich eine ganze Woche Black Friday.

Durchschnittlich wollen die Insulaner bei der Rabattschlacht 301 Euro ausgeben, nach 199 Euro im Vorjahr, so eine wie auch immer durchgeführte Umfrage des Vergleichsportals Tiendeo. Damit wären sie sogar konsumfreudiger als die Spanier andernorts. Dementsprechend gut gelaunt ist Rafel Ballester, der Präsident des Branchenverbandes Afedeco, in dem die kleineren Geschäfte in Palma zusammengeschlossen sind. „Das ist ein richtiges Fieber, das bei den Leuten rund um den Black Friday ausbricht, in der Intensität noch viel stärker als die früheren Schlussverkäufe im Sommer und Winter", sagt er der MZ.

Die anfängliche Skepsis vieler Geschäftsinhaber ist denn auch Begeisterung und Hektik gewichen. So gut wie alle Läden von Afedeco mischen mit, und „die Verkaufserlöse sind sehr gut", wie Ballester bescheinigt. Jedes Jahr sei bisher besser verlaufen als das Vorjahr. Dies obwohl beispielsweise 2016 die Weihnachtsbeleuchtung der Stadt erst eine Woche später angeschaltet wurde. Die Branchenverbände ­protestierten damals lautstark und erreichten in diesem Jahr, dass der feierliche Lichterglanz bereits am Donnerstagabend (23.11.) angeknipst wird.

Am Black Friday selbst haben die meisten der Geschäfte zumindest bis 22 Uhr geöffnet, manche sogar noch eine Stunde länger. Allerdings beteiligen sich laut Ballester nur die Geschäfte in der Innenstadt von Palma an der Aktion. „In den Stadtteilen werden Sie so gut wie keine besonderen Angebote finden." Um die Menschen auf der Straße länger zum Bummeln anzuregen, haben die Gewerbetreibenden wieder verschiedene Programmpunkte organisiert. So unterhalten an mehreren Stellen der Innenstadt Gruppen mit Tanz und Gesang die Passanten.

Hohe Erwartungen an den Black Friday hat man auch in den beiden Media-Markt-Filialen auf der Insel. Der Leiter der Filiale im Ocimax,

Florian Buch, sagt: „Der Black Friday ist längst eine in der Jahresplanung bereits mit eingerechnete Institution." Auch bei Media Markt rechnet man mit weiter steigenden Umsätzen. Die Kampagne rund um den Black Friday dürfte dem Unternehmen spanienweit diesmal drei Prozent mehr Gewinn beim Jahresumsatz bringen, so die vorsichtige Schätzung. Allerdings merke man in den Wochen vor und nach der Rabattschlacht, dass wenig bis gar nichts gekauft werde. „Das geht dann erst ab Mitte Dezember wieder los", sagt Buch. Bei Media Markt gebe es Preisnachlässe von 20 bis 30, bei Videospielen und Musik auch 50 Prozent.

Selbst diejenigen Gewerbetreibenden, denen der ganze Rummel zu viel ist und die die gesamte Veranstaltung für zu US-amerikanisch halten, kommen um den Black Friday nicht herum. So ergeht es etwa der Inhaberin eines Spielwarengeschäfts in der Innenstadt. Sie reagiert leicht gereizt auf die MZ-Anfrage. „Ich finde, dass man bei dieser Aktion eigentlich gar nicht mitmachen sollte." Dennoch wird auch sie gemeinsam mit ihrem Mann bei einem Abendessen am Donnerstag Rabatte festlegen - schließlich hatte der Black Friday vergangenes Jahr auch bei ihnen für einen deutlichen Umsatzschub noch vor dem eigentlichen Weihnachtsgeschäft gesorgt.

Dass der Black Friday irgendwann wieder verschwinden könnte, glaubt kaum jemand. Wirtschaftsprofessor Biel Vich von der Balearen-Universität sagt: „Wenn der Verbraucher einmal eine Sache so gut angenommen hat, dann bleibt sie." Ihm machen die vollmundigen Versprechungen vieler Geschäfte Sorgen, die mit großen Rabatten auf Kundenfang gehen. Oft würden die Preise in den Wochen zuvor nämlich noch einmal angehoben, um dann mit einem Mal kräftig reduziert zu werden. „Es ist psychologisch erwiesen, dass Menschen umso mehr kaufen, umso stärker die Rabatte ausfallen. Das ist vom Preis der Produkte unabhängig." Manche Geschäfte nutzten das aus, so Vich. „Moralisch ist das nicht hinnehmbar."

Und nicht nur das: Auch die Gewerkschaften bringen sich bereits in Stellung, um vor dem Black Friday vor prekären Zeitverträgen zu warnen. José García von der UGT sagt der MZ: „Es gibt viel zu viele Unternehmen, die für drei oder vier Tage Mitarbeiter anstellen, ohne Anspruch auf einen freien Tag." Und wenn dann der Vertrag abgelaufen ist, werden entweder neue Mitarbeiter wieder für ein paar Tage angestellt, oder man greift auf dieselben Personen zurück und stellt einen neuen Vier-Tages-Vertrag aus. „Von den Verträgen, die jetzt in der Vorweihnachtszeit abgeschlossen werden, sind 90 Prozent Teilzeit", erklärt García - in der Theorie. Denn praktisch arbeiteten die meisten statt der vereinbarten drei oder vier Stunden zehn bis zwölf. „In der Gastronomie sieht es dabei noch schlimmer aus als im Einzelhandel."

Umfrage: Machen Sie mit bei der Rabattschlacht?

Die Mitarbeiter würden nicht aus Spaß an der Freude solche Knebelverträge annehmen. „Es gibt immer noch viele, denen es wirtschaftlich schlecht geht und die jede Möglichkeit, Geld zu verdienen, wahrnehmen müssen." Vom Black Friday hält García denn auch gar nichts: „Der existiert nur, um den Konsum anzuschieben. Er macht die Armen ärmer, und von den Mitarbeitern, die jetzt angestellt werden, ist nach dem

Jahreswechsel keiner übrig."

Übrigens: Auch die MZ beteiligt sich am Black Friday und gibt von Freitag bis Sonntag (26.11.) auf das Online-Abo (E-Paper) 50 Prozent Rabatt.