„Bei 14,1 Prozent der Bürger von Mallorca reicht das Gehalt kaum bis zum Monatsende." Wenn man Antoni Servera auf solche oder ähnliche Schlagzeilen anspricht, blickt er ernst drein. „Natürlich ist das schlimm und wir versuchen mit unserer Politik, das zu ändern. Aber es gibt auch andere Menschen, denen es schlecht geht", sagt er, hält kurz inne und fügt hinzu: „Oder noch viel schlechter als uns."

Servera ist Generaldirektor für internationale Zusammenarbeit im balearischen Sozialministerium. Hier wird entschieden, welche nationalen und internationalen Hilfsprojekte von welchen gemeinnützigen Organisationen mit öffentlichen Geldern aus der Region unterstützt werden - und in welcher Höhe. „Im Jahr 2016 waren insgesamt 2,6 Millionen Euro veranschlagt", so Servera. Im Jahr 2017 waren es rund 3 Millionen Euro. „Natürlich wäre es gut, wenn es mehr wäre." Für das kommende Jahr 2018 sind 3,5 Millionen angepeilt.

Der Més-Politiker weiß: Es gab Zeiten, in denen von den Balearen aus ganz andere Summen in humanitäre Hilfe im Ausland flossen. „Im Jahr 2008 waren es rund 10,3 Millionen Euro, also mehr als drei Mal so viel. Aber das waren auch andere Zeiten." Mit der Krise sei dann der Einbruch gekommen. Die konservative Vorgängerregierung drehte den Geldhahn in den Jahren 2012 und 2013 sogar komplett zu.

„Ingenieure ohne Grenzen", „Vereinigung Brot und Honig", „Freiwillige von Mallorca", „Rotes Kreuz", „Vereinigung für Zusammenarbeit und Frieden" - die Liste der Hilfsorganisationen, die sich um die Gelder bewerben, ist lang. „Es ist nicht immer leicht, auszuwählen, wer wie viel bekommt", so Servera. Schließlich haben alle die Absicht, Menschen in Not zu helfen. Voraussetzung ist, dass die Gruppierung mindestens ein Büro auf den Balearen hat. Pluspunkte bekommen diejenigen, deren Projekte möglichst vielen Menschen auf möglichst nachhaltige Weise zugutekommen. Auch die ­Erfahrung der Mitarbeiter auf den Balearen und im Partnerland werden berücksichtigt.

„Wir unterscheiden generell zwischen vier Kategorien." Da sind zum einen die klassischen Entwicklungsprojekte, in die der Löwenanteil des Budgets fließt: die Instandhaltung von Stauseen in Burkina Faso beispielsweise, Bildungsprogramme im Kongo oder die Förderung einer Anlaufstelle für Vergewaltigungsopfer in Peru. „Im Jahr 2016 haben wir 22 Projekte dieser Kategorie gefördert, mit knapp 1,9 Millionen Euro", so Servera. Vor allem in Afrika und Lateinamerika sind die Hilfsorganisationen aktiv, ein Projekt kümmert sich zudem um Sozialwohnungen in Indien. „Der Ansatz ist immer, dass die Menschen vor Ort lernen, sich selbst zu helfen."

Gleiches gilt für eine zweite Kategorie: „Wir fördern auch Projekte, in denen Menschen aus Entwicklungsländern zu uns auf die Balearen kommen, um sich zu spezialisieren", so Servera. Ingenieure, Entwicklungshelfer oder Pädagogen gehören dazu. Sie alle sollen die in Spanien erworbenen Kenntnisse mit in ihr Land nehmen. Hilfe zur Selbsthilfe quasi.

Knapp 200.000 Euro waren im Jahr 2016 für Einsätze der Not- und Katastrophenhilfe bestimmt. „Meist geht es hier um ­Umweltkatastrophen, bei denen kurzfristige Hilfe vonnöten ist", erklärt Servera: In Äthiopien kämpft ein Projekt der Gruppe „Llevant en Marcha" gegen Unterernährung, in Haiti helfen Mitarbeiter von UNICEF beim Wiederaufbau infolge eines Hurrikans, in Ecuador steht die „Stiftung Hilfe in Aktion"

Erdbebenopfern bei.

„Die vierte Kategorie hat einen anderen Charakter, ihre Bedeutung ist aber nicht zu unterschätzen", so Servera. Er nennt sie Sensibilisierung. „Hilfsorganisationen engagieren sich hier auf den Balearen dafür, die Bevölkerung über die Missstände und die Erfolge der Projekte in anderen Ländern zu informieren." Gleichzeitig sollten die Kampagnen auch dafür sorgen, dass es private Spenden für die Projekte gebe.

„Unser Ziel ist es, in Zukunft auch von öffentlicher Seite noch mehr Geld für die Entwicklungszusammenarbeit aufwenden zu können", sagt Servera. Nicht zuletzt die Krise habe gelehrt: Helfen ist wichtig.