Knapp zwei Jahre noch, dann sollen die seit ein paar Jahren so umstrittenen, aber gleichzeitig so häufig verwendeten Kaffeekapseln von den Balearen verschwunden sein. Oder zumindest fast: Laut einem Gesetzesentwurf der Inselregierung dürfen die Instant-Kaffeeportiönchen ab dem 1. Januar 2020 nur noch verkauft werden, wenn sie einfach zu recyclen sind oder mehrfach benutzt werden können. In der Praxis bedeutet dies, dass die Kapseln entweder aus biologisch abbaubaren Materialien bestehen müssen - diese sind bereits auf dem Markt erhältlich - oder dass die Geschäfte, die die Kapseln verkaufen, der Regierung beweisen müssen, dass sie die benutzten Kapseln einsammeln und wiederverwerten.

Der Gesetzesentwurf für das neue Abfallgesetz wird an diesem 18.1. öffentlich gemacht - es ist das wohl ehrgeizigste Recycling-Vorhaben im ganzen Land. Nur Navarra im Norden Spaniens bereitet derzeit eine ähnliche Maßgabe vor. Der balearische Umweltminister Vicenç Vidal will mit dem Gesetz, das noch im ersten Quartal 2018 verabschiedet werden soll, in den kommenden zwei Jahren eine Recycling-Quote von 50 Prozent erreichen und den Müll um 10 Prozent reduzieren. Bis 2030 sollen es 20 Prozent weniger Abfall sein. Das Gesetz greift tief in den Alltag der Inselbewohner und Unternehmen ein. Alle Firmen, die Müll produzieren, müssen der Landesregierung alle vier Jahre in einem Bericht darlegen, wie sie die Menge an Abfall weiter verringern wollen.

Neben den Kaffeekapseln sollen ab Januar 2020 auch Feuerzeuge, Rasierklingen, Druckerpatronen oder Toner verboten werden, die nur einmal benutzt werden können. Auch das Plastik der Ohrstäbchen und Lutscher muss dann aus wiederverwertbaren Materialien angefertigt sein. Die Feuchttücher, die regelmäßig die Abwasserrohre verstopfen, sollen ebenfalls ab 2020 verboten werden.

Zu den Zielen des Umwelt­ministeriums gehört auch, den Verbrauch von Wasserflaschen aus Plastik drastisch zu reduzieren. Unter anderem sollen Bars und Restaurants dazu verpflichtet werden, ihren Kunden kostenlos Leitungswasser anzubieten. In öffentlichen Gebäuden soll der Verkauf von Einweg-Wasser­flaschen verboten werden, ausgenommen davon sind nur Gesundheitszentren und Krankenhäuser. Stattdessen sollen dort Trinkwasserspender aufgebaut oder wiederverwendbare Behälter benutzt werden.

Auch etwa bei Sportveranstaltungen, die von der jeweiligen Gemeinde organisiert werden, soll nach Alternativen zu den bisher häufig ausgegebenen kleinen Wasserfläschchen gesucht werden.

Weiterhin will das Umwelt­ministerium die Plastiktüten bekämpfen. Wie zuvor auch schon in Palma beschlossen, dürfen ab dem 1. Januar 2019 keine Einweg-Plastiktüten mehr verteilt werden. Erlaubt sind dann nur noch Plastiktüten, die sich zersetzen oder aus sehr dünnem Plastik bestehen, aber auch nur dann, wenn sie für Lebensmittel wie Obst verwendet werden. Die Menschen sollen sich daran gewöhnen, mit mitgebrachten Taschen zum Einkaufen zu gehen. Bereits jetzt verlangen viele Supermärkte für die Plastiktüten Geld.

Ab Januar 2020 werden auch Plastikteller, Plastikbesteck, Plastikbecher und Plastikstrohhalme verboten, sofern sie nicht kompostierbar sind. Auch in Bars und Restaurants dürfen diese Gegenstände nicht mehr benutzt werden. Ausnahmen gelten für die Mitnahme von Speisen aus dem Restaurant. Darüber hinaus sollen Restaurants dazu verpflichtet werden, ihren Kunden übrig gebliebene Speisen nach Hause mitzugeben, sofern diese das verlangen.

Zusätzlich will die Regierung erreichen, dass Lebensmittel, die noch essbar sind, nicht im Müll landen. Geschäften soll verboten werden, genießbare Lebensmittel wegzuwerfen. Übriggebliebenes Essen aus Schulmensen oder Krankenhäusern soll Bedürftigen zugute kommen.

Bei Nichtbeachtung der Regelungen sind Strafen zwischen 300 und 1,75 Millionen Euro vorgesehen.

Umfrage: Was halten Sie von dem Gesetzesprojekt?