Im Rathaus von Fornalutx gab es am vergangenen Montag (29.1.) nur ein Thema. Wütende Einwohner gaben sich im Büro von Antoni Aguiló die Klinke in die Hand, um gegen die geplanten Restriktionen bei der Ferienvermietung zu protestieren, berichtet der Bürgermeister des Tramuntana-Dörfchens. „Wenn das nicht geändert wird, bleiben zahlreiche Familien aus dem Ort wirtschaftlich auf der Strecke."

Wie in Fornalutx werden auch in weiteren Rathäusern Mallorcas blaue Briefe an den Inselrat vorbereitet - der Unmut ist groß, wie auch ein Treffen von Vertretern des Inselrats und der Gemeinden am Mittwochabend (31.1.) zeigte. Einen Monat haben die Kommunen Zeit, um Eingaben gegen die Zonen-Regelung zur Ferienvermietung einzubringen, die das Plenum des Inselrats Ende vergangener Woche mit den Stimmen der Linksregierung auf den Weg gebracht hat. 39 von insgesamt 54 Gemeinden auf Mallorca sind in diesem Entwurf von den Restriktionen betroffen - weite Teile dieser Kommunen stuft der Inselrat als touristisch gesättigt ein. Das heißt in der Praxis, dass Hausbesitzer in Zukunft nur noch eine Lizenz für bis zu 60 Tage Ferienvermietung pro Jahr in ihrer Hauptwohnung beantragen können sollen. Bisherige Lizenzinhaber genießen laut dem 2017 beschlossenen neuen Regelwerk der Landesregierung Bestandsschutz.

Hintergrund: Karte der Ferienvermietung - wo strenge Auflagen gelten sollen

Die Reaktionen der Gemeinden lassen sich in drei Gruppen einteilen. Da wären zum einen zumeist linksregierte Rathäuser, die auf einer Linie mit dem Inselrat liegen und die Restriktionen im Grunde begrüßen. Dazu gehören die Großgemeinde Calvià - hier wurden Peguera, Santa Ponça und Palmanova als gesättigt eingestuft -, oder auch Valldemossa und Sóller, wo zumindest der Hafen ohne Restriktionen bleibt.

Eine zweite Gruppe protestiert lautstark gegen eine ihrer Meinung nach zu restriktive Regelung, beispielsweise Alcúdia, Banyalbufar, Deià, Escorca, Andratx, Estellencs und Llucmajor. In letzterer Gemeinde wurde nicht nur Arenal als gesättigt eingestuft, sondern auch der Großteil der Urbanisationen wie Son Verí oder Cala Blava.

Und eine dritte Gruppe zieht darüber hinaus die methodische Arbeit des Inselrats in Frage. Während etwa der Ort Pollença als „gesättigt" eingestuft wird, ist im touristischen Küstenort Port de Pollença nach Ansicht des Consell die Schwelle nicht überschritten. Diesselbe Unterscheidung gilt für Santanyí und seine Küstenorte. Und sogar die nur wenigen Urlaubern bekannten Mini-Orte Ariany, Randa (Algaida) oder Ullaró (Campanet) wurden als „touristisch gesättigt" eingestuft. „Wenn Ullaró gesättigt ist, möchte ich mir nicht vorstellen, wie es um die anderen Orte auf Mallorca bestellt ist", so Bürgermeisterin Magdalena Solivellas, deren Partei Més der balearischen Linksregierung angehört.

So definiert der Inselrat

Doch so einfach hat es sich der Inselrat mit der Definition nicht gemacht: Die Frage, ob touristisch gesättigt oder nicht, beruht nämlich nicht nur auf der Zahl der Urlauber in einem Ort. Ausschlaggebend waren vielmehr vier Indikatoren, wie ein Inselratssprecher gegenüber der MZ erklärt: die Zahl der Einwohner und Urlauber pro Hektar, das Verhältnis von Urlauber- zur Einwohnerzahl, die Wohnungsnot gemessen an der Zahl freier Wohnungen sowie das Verhältnis der Zahl der Ferienwohnungen zur Zahl sonstiger Häuser und Hotels.

Neben der Frage der Sättigung stößt einigen Bürgermeistern eine zweite geplante Restriktion sauer auf - dass in Natur- und Landschaftsschutzgebieten überhaupt keine neuen Lizenzen vergeben werden sollen. Dagegen protestiert etwa der Baudezernent von Andratx, Jaume Porsell, dessen Gemeinde ansonsten als nicht touristisch gesättigt eingestuft wurde, am lautesten aber Antoni Solivellas, Bürgermeister von Escorca. Die Tramuntana-Gemeinde ist fast flächendeckend Naturschutzgebiet - dortige Finca-Besitzer hätten das Nachsehen, kritisiert Solivellas.

Die härteste Kritik kam vom Verband der Ferienvermieter (Aptur). Die Lobby kritisiert neben den geografischen Restriktionen die geplanten Limits bei der Gästebettenzahl und fordert, dass statt der geplanten 40.000 bis zu 80.000 Plätze für künftige Lizenzen zur Verfügung stehen sollten. Zudem sollten „kleine Lizenzen", die die Vermietung von bis zu 60 Tagen pro Jahr vorsehen, ganz ohne den Erwerb von Gästebetten auskommen können. Ein Gäseplatz sollte des Weiteren nicht mehr als 40 Euro kosten, fordert Aptur.

Aber auch Umweltschützer und Hoteliers haben ihre Kritik an der Zonen-Regelung weiter ausgebaut. Nach Ansicht des Gob oder Terra­ferida sollte der Inselrat der Ferienvermietung auf dem Land ganz und gar einen Riegel vorschieben. Und die Hoteliersvereinigung bezweifelt, dass sich Regelungen wie die „kleine Lizenz" überhaupt vernünftig kontrollieren lassen.

Wie es weiter geht

Raumordnungsdezernentin ­Mercedes Garrido hat angesichts der Breitseite der Kritik Gesprächsbereitschaft signalisiert. Noch sei nichts endgültig beschlossen, man sei offen für Argumente der Bürgermeister. Auch die Zonen-Regelung für Palma fehlt noch - die Stadt darf selbst entscheiden. Die endgültige Regelung soll dann im Laufe des Jahres im Rahmen des sogenannten touristischen Interventionsplans (PIAT) in Kraft treten, wenn das derzeitige Moratorium für neue Lizenzen aufgehoben wird.

Um „Risiken und Lösungen für die Ferienvermietung" geht es am Freitag (2.3.) zwischen 13.30 und 15.30 Uhr bei einer Veranstaltung von European@accounting im Club der Mallorca Zeitung (Puerto Rico, 15).