Riu wird Ihnen immer ein Zuhause sein", schreibt Luis Riu in einer E-Mail an Mariano Fernández, den früheren Baudirektor in Miami. „Sie fanden uns in Miami wie ein vom Kurs abgekommenes Boot, nachdem wir grobe Anfängerfehler begangen hatten und schlecht beraten worden waren. Sie haben uns gerettet und uns den Kurs in den Hafen gezeigt." So etwas komme nicht häufig vor. „Das werde ich Ihnen NIEMALS vergessen."

Die E-Mail vom Februar 2015 schrieb der mallorquinische Hotelmanager - er ist mit seiner Schwester Carmen Vorstand und Eigentümer der einst von ihrem Großvater auf Mallorca gegründeten Kette Riu Hotels -, nachdem der Baudirektor mit Frau und Angestellten gratis oder stark vergünstigt in mehreren Häusern des Konzerns abgestiegen war. Der Verdacht: Riu soll Mitarbeiter der Stadtverwaltung bestochen haben, um den Umbau des dortigen Hotels Riu Plaza Miami Beach voranzutreiben.

Luis Riu ist deswegen am Montag (12.2.) in Miami (Florida, USA) vorübergehend wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden. Nach Hinterlegung einer Kaution von 20.000 US-Dollar kam er nach dem zuvor mit der Staatsanwaltschaft vereinbarten Gerichtstermin wieder frei. Der Hotelier hatte sich - ebenso wie der ebenfalls beschuldigte Regionalmanager Alejandro Sánchez - selbst gestellt. Laut einer Pressemitteilung der Hotelkette war er dafür eigens aus Spanien in die USA geflogen.

Das Ermittlungsverfahren war laut einem Bericht der Zeitung „Miami Herald" nach einer anonymen Anzeige eingeleitet worden. Der Umbau des Hotels in Miami Beach, der zwischen Oktober 2013 und Juni 2016 stattfand, war offenbar unter anderem wegen Auflagen zum Brandschutz ins Stocken geraten war. Der damalige Baudirektor Fernández soll bei den Auflagen für den Umbau schon mal ein Auge zugedrückt, benötigte Genehmigungen unkompliziert erteilt und auch drohende Bußgeldzahlungen abgewendet haben. Bei 34 Inspektionen habe er schließlich seine Zustimmung gegeben, heißt es laut „Diario de Mallorca" in den Ermittlungsakten.

Im Austausch dafür habe er regelmäßig für sich und seine Mitarbeiter kostenlos oder vergünstigt Hotelzimmer der Riu-Kette reservieren dürfen. Auch von kräftig rabattierten „Teambuilding-Maßnahmen" in Mexiko und der Dominikanischen Republik ist die Rede. Fernández und seine Frau sollen auch eine Reihe von Extras erhalten haben, so etwa teuren Whiskey aufs Zimmer oder eine VIP-Tour in den Nachtclub „Coco-Bongo".

„Absolut unschuldig"

Der Hotelkonzern weist die Anschuldigungen in der Pressemitteilung zurück: Die beiden Manager seien „absolut unschuldig". Man vertraue darauf, dass die US-Justiz zu dem Schluss kommen werde, dass die Anschuldigungen „jeglicher Grundlage" entbehren. „Unsere Führungskräfte brennen darauf, ihre Unschuld zu beweisen", heißt es sinngemäß in der Mitteilung. Auch die Anwälte des Riu-Managers und des Baudirektors wiesen gegenüber dem „Miami Herald" die Vorwürfe zurück.

Allerdings gibt es in den Ermittlungsakten zahlreiche weitere E-Mails mit expliziten Äußerungen, die auch der MZ-Schwesterzeitung „Diario de Mallorca" vorliegen und nach Ansicht der Staatsanwaltschaft von Miami-Dade den Gefälligkeitsaustausch belegen. In einer der E-Mails genehmigte Luis Riu offenbar einen erheblichen Nachlass für die Miami-Beach-Beamten im Riu-Resort Punta Cana in der Dominikanischen Republik. Fernández habe schließlich „nicht wenig" für Riu getan, heißt es darin zur Rechtfertigung der gewährten Vergünstigungen.

„Manchmal stellen öffentliche Angestellte ihre persönlichen Interessen vor die der Allgemeinheit", erklärte Staatsanwältin Kathy Rundle vor Medienvertretern. „Solche Handlungen sind zentraler Bestandteil von dem, was wir als öffentliche Korruption kennen."

Mediales Erdbeben

Die Bilder vom Gerichtstermin fanden auch deswegen großen Widerhall in den spanischen Medien, weil Mallorcas Hoteldynastien in der Regel großen Wert auf Diskretion legen. Die Auftritte der Manager sind wohldosiert. Der Skandal trifft Riu mitten in einer Expansions­offensive. Wohl auch deswegen will der Konzern die Wogen rasch glätten. Der Gerichtstermin sei mit der Staatsanwaltschaft vereinbart gewesen, heißt es. Luis Riu könne umgehend seine Aufgaben wieder aufnehmen und dafür auch internationale Reisen antreten - sein Reisepass wurde nicht eingezogen. Offenbar will er jetzt erst einmal nach Mallorca zurückkehren.

Riu verfügt über mehr als hundert Hotels in 19 Ländern und gehört etwa zur Hälfte zur deutschen Tui-Gruppe. Die will sich auf MZ-Anfrage nicht zu dem Fall äußern. Eine Sprecherin verwies lediglich auf die Pressemitteilung des Riu-Konzerns. Man habe nichts weiter hinzuzufügen.

Lesen Sie hier mehr zu der Geschichte und Ausrichtung einer der größten mallorquinischen Hotelketten. /ck/ff