Um die Entstehungsgeschichte der im Jahr 2009 gegründeten Hotelkette OD Hotels zu verstehen, muss man einen Schlenker über Abel Matutes machen. Der inzwischen 76-jährige Patriarch von Ibiza, zwischen 1996 und 2000 spanischer Außenminister unter José María Aznar, jetzt Besitzer der Kette Palladium Hotels und für viele der heimliche Chef von Mallorcas Nachbarinsel, ist der Onkel von Marc Rahola. Und dieser wiederum ist der Gründer von OD Hotels.

Rahola (43) arbeitete jahrelang im Familienunternehmen und ist heute noch Aufsichtsratsmitglied bei Palladium. An Geld mangelte es also nicht. Rahola hätte wahrscheinlich würfeln können, auf welche Art und Weise er sich selbst verwirklichen würde - aber er entschied sich für das, was er am besten kannte: das Hotelgewerbe.

In einem E-Mail-Interview mit der MZ schreibt Rahola: „Ich stamme aus einer umtriebigen Familie und wollte immer etwas Eigenes haben." So gründete er im Jahr 2000 die OD Group, wobei OD für Ocean Drive steht, die wohl berühmteste Straße von Miami. Dort, in unmittelbarer Nähe zum Atlantik, trifft man sich, schlürft einen Cocktail, macht Party. Rahola wollte das pralle Leben dieses Boulevards auf die Balearen verlegen. Und am ehesten schien ihm das auf seiner Heimat- und Partyinsel Ibiza möglich zu sein. „Deswegen haben wir 2006 ein Hotel direkt im Hafen von Botafoch gekauft und es zum OD Ocean Drive umgebaut." Eröffnung war 2009.

Das Haus in der Bucht von Talamanca war 1965 gebaut worden und nach dem Umbau nicht wiederzuerkennen. Rahola ließ sich bei dem ganz in Weiß gehaltenen Bau nach eigenen Worten von der Architektur des Miami Beach und des New York aus den 20er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts inspirieren.

Denkanstöße gaben ihm sein Vater und seine Schwester, beide namhafte Architekten auf Ibiza. „Uns kam beim OD Ocean Drive entgegen, dass das Hotel bekannt war, seine Stammkundschaft hatte und dazu noch eine perfekte Lage", erklärt Rahola. Ein Jahr später, 2010,

eröffnete OD ein kleines Landhotel auf Ibiza.

Den Sprung nach Mallorca wagte Rahola im Jahr 2014 - „eine Destination, die dem Urlauber nahezu alles bietet". Er erwarb in Portals Nous ein seit vielen Jahren verlassenes Hotel und baute es zum OD Port Portals um - das dritte Haus für Rahola, der den Luxus schätzt. Seine Gruppe ist Teil der beiden exklusiven Marken Kiwi Collection und LE. In der zweiten sind nach eigenen Angaben die 200 besten Boutique-Hotels der Welt zusammengeschlossen.

Als Konkurrenz zu Palladium, der Gruppe seines Onkels mit mehr als 50 Hotels weltweit, will sich der 43-Jährige mit OD Hotels nicht sehen. Kürzlich stellte er eine Analogie seiner eigene Kette zu Palladium her. Seine Marktsituation sei wie die eines Tante-Emma-Ladens an der Ecke in Relation zum Einzelhandelsriesen Carrefour.

Es ist ein Vergleich, der angesichts der Pläne von Rahola schon bald hinken könnte. Die Kette befindet sich klar auf Expansionskurs. Im Juli 2016 kam ein weiteres Haus in der Nachbarschaft des Ocean Drive am Strand von Talamanca dazu, 2017 öffnete OD sein erstes Haus in der Innenstadt von Barcelona, und im kommenden Jahr sollen die ersten Hotels außerhalb von Spanien dazukommen. Im Zentrum von Miami hat Rahola bereits im vergangenen Jahr das sogenannte Dade-Commonwealth-Gebäude gekauft. Das 1925 erbaute Hochhaus soll ein Fünf-Sterne-BoutiqueHotel mit 169 Zimmern werden.

Ebenfalls für 2019 ist die Eröffnung eines Hauses im französischen Jetset-Mekka Saint-Tropez vorgesehen. Auch weitere Eröffnungen auf Mallorca schließt Rahola nicht aus. „Wir hoffen, dass mit dem OD Port Portals noch nicht Schluss ist, und sind ständig dabei, neue Möglichkeiten zu analysieren."

Bliebe noch die Karibik, bevorzugtes Expansionsziel der balearischen Hotelketten. Hierzu schreibt Rahola der MZ: „Wenn wir einen Ort finden, der alles hat, was ein OD-Hotel braucht, sprich brodelndes Leben, eine nicht zu übertreffende Location und ein Haus mit einer Architektur mit Persönlichkeit, die wir an unseren Stil anpassen können, nichts wie hin!"