Ein deutsches Ehepaar aus München biegt an der Stadtmauer Es Baluard des Príncep am Carrer Bala Roja, 1, um die Ecke und staunt nicht schlecht. „Ist das hier ein Hotel? Seit wann haben Sie eröffnet?", fragen sie an der Rezeption vom Es Princep nach. „Wir haben erst vor wenigen Tagen den Betrieb aufgenommen", antwortet der spanische Rezeptionist in bestem Deutsch.

Tatsächlich drängt sich von außen nicht unbedingt der Eindruck auf, dass man vor einem Hotel mit 68 Zimmern steht. Das Es Princep ist das neueste Boutique-Hotel in Palma de Mallorca, es schmiegt sich mit seinen vier Stockwerken harmonisch an die anliegenden Gebäude an, der sandfarbene Vorplatz zur Stadtmauer wirkt fast wie eine verlängerte Terrasse.

Eleganz, aber ohne Prunk

„Es sollte von Anfang an ein offenes Haus werden, mit einem ebenerdigen Restaurant, das auch Nicht-Hotelgäste besuchen, ein Ort mit Eleganz, aber ohne Prunk", sagt Maria Jose Duch, die Architektin des Hauses. Sie ist mit dem Fahrrad gekommen, leider gibt es vor dem Hotel außer den Laternen keine Möglichkeit, Fahrräder anzuschließen. Aber dafür habe man einen Platz im Untergeschoss, wo sich über drei Tiefgaragen Parkplätze erstrecken. Maria Jose Duch vom Architektenbüro Francesc Pizà y Se Duch führt uns durch das Gebäude.

Die Idee, hier auf Mallorca ein Hotel zu errichten, hatten ihr Geschäftspartner Xisco Pizà und sie im Jahr 2012. Mit dem mallorquinischen Hotelier Gabriel Mairata, dem heutigen Eigentümer, fanden sie einen Finanzier. Die ersten Zeichnungen fertigten sie 2013 an. „Damals befanden wir uns mitten in der Wirtschaftskrise, und alles ging nur sehr schleppend voran", sagt Maria Jose Duch. Baubeginn war 2015. Dann verstarb Xisco Pizà unerwartet im Juni 2016. „Das war schlimm. Wir haben mehr als 20 Jahre zusammengearbeitet", sagt Maria Jose Duch. Sie leitete den Rest der Umsetzung allein, ihr Team habe ihr sehr geholfen.Ruinen aus dem 19. Jahrhundert

Damit sich das Gebäude gut in der Umgebung einfügt, habe man eine säulenartige Fassade geschaffen, die an die typischen Stadt­paläste Palmas erinnern soll. Von innen blickt man durch große Fenster, die ab dem ersten Stock in Holz eingebettet sind. Auch im Boden des Restaurants Bala Roja, wo bald Sterne-Koch Andreu Genestra am Herd steht, sind Scheiben verbaut, eine Auflage der Denkmalschutzbehörde. Sie geben den Blick frei auf die Ruinen einer alten Gerberei aus dem 19. Jahrhundert, die man bei den Bauarbeiten fand. Diese Überraschung habe die Bauzeit noch mal um gut ein Jahr verlängert, sagt Maria Jose Duch.

In manchen der Zimmer hat man vom Schlafzimmer aus freien Zugang zur Badewanne, das Holz der Fensterrahmen findet sich auch im Interieur wieder, bei den Lampen, die ein indirektes Licht streuen, haben sich Maria Jose Duch und ihr Team für Kupfer entschieden. „Die wurden extra in Barcelona hergestellt." Das Licht im Hotel sei ihr generell sehr wichtig gewesen, durch eine große, verglaste Deckenöffnung habe man viel davon einfangen wollen.

Highlight ist die Dachterrasse

Und wo das herkommt, da befindet sich auch das Highlight des Hotels, die 800 Quadratmeter große Dachterrasse mit Blick auf die Bucht von Palma. Hier ist Platz zum Sonnen, in der Mitte steht ein Pool zum Planschen, über die Dächer der Altstadt erhebt sich gut sichtbar die Kathedrale. Ebenso wie im Restaurant Bala Roja soll hier bald der Service aufgenommen werden. Bereits geöffnet hat im Erdgeschoss die Cocktailbar Gremium.

Auch wenn alles schon fertig aussieht, noch sei man im „Soft-Opening", sagt Hoteldirektorin Ilka Karl, die wir zum Abschluss unseres Besuchs in der Lobby treffen. Ilka Karl hat vorher das Fünf-Sterne-Hotel Sant Francesc an der Plaça de Sant Francesc eröffnet und geleitet. „Vor dem Es Princep hätte ich gesagt, das beste Hotel Palmas", sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Wobei das Es Princep noch nicht ganz so weit sei. An vielen kleinen Stellschrauben müsse noch gedreht werden, da funktioniere mal ein Lichtschalter nicht, das Team spiele sich noch ein, „Kleinigkeiten", sagt die Hotelchefin, die aber viel Zeit in Anspruch nehmen würden. Bis Ostern will man so weit sein, dass man auf regulären Betrieb umschalten könne, dann würden sich gut 80 Angestellte um die Gäste kümmern (Eröffnungsangebote: DZ ab 160 Euro ohne Frühstück)