Maria Frontera Hjorngaard kommt schnell ins Reden. Die 48-Jährige leitet seit einem Monat die Geschicke der mächtigsten Lobbyvertretung der Insel, der Hoteliersvereinigung Federacion Hotelera de Mallorca. Fronteras Familie besitzt das Hotel Marina in Port de Sóller, ein über 80 Jahre altes Familienunternehmen, das keiner Kette angehört. Ihr Großvater kaufte es damals den Besitzern ab, ihr Vater übernahm den Betrieb und lernte eine 18-jährige Dänin aus Aarhus kennen, die mit ihrer Mutter im Hotel Urlaub machte. Im Jahr darauf kehrte die Dänin wieder. Sie blieb und heiratete den Hotelbesitzer. Einige Jahre später kam María Frontera auf die Welt.

Ihre Mutter dürfte eine der ersten Däninnen in Port de Sóller gewesen sein.

Wenn nicht überhaupt die erste. Es fehlten damals zu Beginn des Tourismusbooms an allen Ecken und Enden Leute mit Sprachkenntnissen. Meine Mutter sprach neben Dänisch auch Deutsch und Englisch und war sehr gefragt. Sie arbeitete für mehrere Reiseveranstalter und zeigte den Touristen die Insel. Ich war immer mit dabei und kam viel herum. Sóller war damals ohne Tunnel ja noch ziemlich abgeschnitten vom Rest von Mallorca.

Mallorca beherbergt weltweit agierende Hotelketten, Sie entstammen einem kleinen Familienhotel - ein Nachteil bei der Arbeit als Verbandspräsidentin?

Die Vorsitzenden des Verbandes haben sich schon immer aus Vertretern großer Ketten und kleiner Hotels rekrutiert. Wir hatten in der Vergangenheit eine schöne Mischung, auf diese Weise wird jeder gehört.

Sie sind auf der Messe Fitur in Madrid zum ersten Mal mit der neuen Tourismusministerin Bel Busquets zusammengetroffen. Haben Sie offene Türen in der Politik vorgefunden?

Ja, auf jeden Fall. Busquets ist sehr bemüht, sich schnell in die Themen einzuarbeiten, sie kommt nun mal aus einem ganz anderen Bereich. Und es wartet viel Arbeit auf sie. 2017 sind die Urlauber­zahlen zum vierten Mal hintereinander deutlich gestiegen, aber 2018 könnte sich daran etwas ändern. Die Konkurrenzregionen legen zu, die Touristensteuer ist in der Hochsaison verdoppelt worden und die Ferienvermietung ist in der jüngsten Vergangenheit drastisch angewachsen.

In früheren Zeiten schien es manchmal so, als seien die Hoteliers die wahren Herrscher über die Insel. Hat sich das unter dem Linkspakt geändert?

Die neue Regierung ist mit ihren eigenen Prioritäten angetreten. Zudem hat sich die Marktsituation geändert, und wir haben viele etwa von der Türkei 'geliehene' Urlauber bei uns aufgenommen. Die Hotelbranche ist wie ein Chamäleon und passt sich schnell neuen Gegebenheiten an. Wir haben millionenschwere Investitionen in unsere Häuser getätigt. Nun ist die öffentliche Hand an der Reihe.

Sie meinen speziell die Playa de Palma, wo sich die Hoteliers über die Infrastruktur beklagen.

Es kann doch nicht sein, dass dort Urlauber aus ihrem Vier- oder ­Fünf-Sterne-Hotel kommen und gleich in ein Schlagloch treten oder nachts keine ordentliche Beleuchtung vorfinden. Die Hoteliers haben investiert und zahlen alle ihre Steuern. Aber da muss auch von der anderen Seite etwas kommen.

Sie waren noch keine zehn Minuten im Amt, da haben Sie schon gegen die Touristensteuer geschossen. Was stört Sie so sehr daran?

Es wird viel zu wenig kommuniziert, wofür das Geld tatsächlich verwendet wird. Außerdem haben wir im Hotel den ganzen Ärger. Wir müssen die Steuer kassieren, haben aber nichts davon. Dazu kommt die Verdopplung in diesem Jahr.

Aber es gibt im Internet Listen, auf denen man die Verwendung der Steuergelder nachlesen kann.

Das mag schon sein, aber es sind teilweise veraltete Listen. Und außerdem kann man nicht holterdipolter eine Steuer einfach so verdoppeln. Viele Urlauber werden davon überrascht, gerade Deutsche, die auch mal zehn Monate im Voraus buchen, als die Verdopplung noch gar kein Thema war.

Die Steuer hatte in ihren ersten beiden Jahren so gut wie keine Auswirkungen bei den Buchungen der Urlauber.

Ich weiß. Das lag aber auch daran, dass wir in für die Insel glücklichen Zeiten leben. In anderen Regionen kommt man trotzdem ohne eine solche Steuer aus. Die Frage ist, was machen diese Regionen besser? Warum benötigen sie diese zusätzlichen Einnahmen nicht?

Welche Forderungen haben Sie konkret an die Politik?

Wir fordern einen Strategieplan für die Insel, und zwar einen langfristigen und unter Einbeziehung aller Parteien. Wir müssen klären, wo wir hinwollen, wie lange das dauern soll und wie wir das bewerkstelligen. Wir Hoteliers wollen doch auch die Insel und unser Produkt erhalten. Wir leben schließlich hier. Da gehört dazu, endlich einen funktionierenden öffentlichen Nahverkehr einzurichten oder zu verhindern, dass in manchen Gemeinden bis zu 40 Prozent des Trinkwassers irgendwo versickern, weil die Leitungen durchlöchert sind.

Kritisch stehen Sie unter anderem auch der neuen Zonen­regelung des Inselrates für die Ferienvermietung gegenüber. Warum?

Auf der einen Seite spricht die Politik ständig davon, dass die Insel überlaufen ist, auf der anderen Seite lässt sie mit der neuen Regelung mehr Gästebetten zu. Was für ein Widerspruch! Wir wollen doch an Qualität, nicht an Masse wachsen. Außerdem sollte man doch bitte aktuelle Zahlen für die Studien heranziehen. Die Zahlen für die Ferienvermietungsgebiete sind teilweise neun Jahre alt. Wenn ein privates Unternehmen neun Jahre alte Zahlen verwendet, dann ist es dem Untergang geweiht.

Der neue Tarifvertrag für das Hotel- und Gastgewerbe mit Gehaltserhöhungen von 17 Prozent über die kommenden vier Jahre ist angelaufen. Es heißt, für die kleinen Hotels ist der Zuwachs ein Existenzproblem.

Es gibt Unternehmer von kleineren Hotels, die sich die Folgen dieser Erhöhung genau anschauen müssen und erst noch herausfinden werden, ob sie das schultern können. Aber klar ist: Unterschrieben ist unterschrieben, da können wir nicht mehr raus. Und es ist ja auch ein positives Signal an die Angestellten, die nun mal das A und O sind.

Immer besser funktioniert inzwischen die Belebung der Nebensaison. Welchen Anteil daran haben Sie, und welchen hat die Politik?

Die Politik? Überhaupt keinen. Dass endlich auch im Frühling und im Herbst mehr Touristen kommen, ist Verdienst der Hoteliers. Die Kampagne „Better in Winter" der Regierung gab es schließlich in diesem Jahr zum ersten Mal.