Alejo Muñoz ist bei Valentin Hotels das, was man im Fußball einen Feuerwehrmann nennen würde. Der 52-Jährige hilft aus, wo Not am Mann ist. Eigentlich arbeitet er im Unternehmenssitz in Peguera als Betriebsdirektor, zurzeit ist er aber als Direktor des Valentin-Hotels Reina Paguera im Einsatz.

Muñoz nimmt uns auf einen Rundgang mit und erzählt dabei, dass das Gebäude im Plattenbau-Look das höchste in Peguera ist. Sonderlich attraktiv wirkt das 1973 als Neubau errichtete Hotel tatsächlich auf den ersten Blick nicht. Aber wer in einem der Zimmer in den oberen Stockwerken residiert, der hat einen schwer zu übertreffenden Blick über die gesamte Bucht. Und innen, man kann es nicht anders sagen, ist es gemütlich.Hauptsache gemütlich

Dieses Wort hat es Muñoz angetan. Der Mallorquiner, der ein nahezu akzentfreies Deutsch spricht, ohne jemals in Deutschland gelebt zu haben, betont das Wort Gemütlichkeit mehrfach genüsslich. Viele Hotels schauten inzwischen nur noch darauf, bei Renovierungen alles dem Design unterzuordnen. Da werde viel Weiß verwendet, Minimalismus sei Trumpf. „Aber gemütlich ist das alles nicht, das Wort kommt bei den meisten Hoteliers doch im Sprachgebrauch gar nicht mehr vor", bedauert Muñoz. Dabei sei es doch diese Gemütlichkeit, die die Gäste im Urlaub suchten - zumindest seine Gäste. Das Valentin Reina Peguera ist am 1. Februar in die Saison gestartet, die ausschließlich betagteren Urlauber haben es sich an diesem Tag in der Sonne am Pool bequem gemacht oder bereiten sich auf eine Wanderung vor. Gegen 10 Uhr sitzt niemand mehr beim Frühstück.

Ein paar nutzlose Flecken Erde direkt am Meer

Valentin ist in Peguera heimisch, die Kette besitzt dort drei Häuser - die Anfänge reichen bis ins Jahr 1965 zurück. Alejo Muñoz holt aus und erzählt. Gründer der Kette waren Francisca Bonet und Miguel Codolá. „Sie waren mit die ersten Hoteliers auf Mallorca", sagt Muñoz. Miguel Codolá war Bauunternehmer und stammte aus Blanes nahe Barcelona. Er kam Anfang der 60er-Jahre auf die Insel, wo er Francisca Bonet kennenlernte. Sie stammte aus einem wohlhabenden Elternhaus, das große landwirtschaftlich genutzte Flächen besaß - und ein paar Flecken nutzloser Erde direkt am Meer. „Diese Grundstücke wollte niemand, weil sie nicht für die Landwirtschaft taugten", erklärt Muñoz und grinst.

Ihre Laufbahn in der Hotellerie startete das Ehepaar mit einer kleinen Pension in Peguera. Die beiden kauften ein kleines Haus und renovierten es von Grund auf. Der Architekt, der für die Arbeiten verantwortlich war, hieß Valentin mit Vornamen. „Weil die Bonet und Codolá so zufrieden mit seiner Arbeit waren, nannten sie das Hotel Valentin, und weil es in allen Sprachen gut klang, wurde der Name beibehalten", erklärt Muñoz.Codolá gründete den mallorquinischen Hotelverband

In den Jahren darauf kaufte das Ehepaar mehrere kleinere Pensionen auf und integrierte sie in die neue Gruppe. Bis dann acht Jahre nach dem Beginn auf einem Grundstück der Familie Bonet das Reina Paguera komplett neu gebaut wurde. Codolá war ein vielbeschäftigter Mann. So gründete er unter anderem den mallorquinischen Hoteliersverband und war sein erster Präsident. Außerdem stand er dem Verband Cofeba vor, einer Kooperative, die die Preise für hoteltypische Waren aushandelte, wie etwa Bettwäsche oder Verpflegung.

Aufgrund der zahlreichen Verpflichtungen von Codolá wuchs Valentin Hotels sehr langsam. Auf Mallorca kam in Playa de Muro noch ein weiteres Hotel dazu, bevor die Gruppe den Sprung nach Menorca machte und mit dem Valentin Son Bou und dem Valentin Star Ciutadella zwei Häuser auf der Nachbarinsel eröffnete. 2002 folgte das Hotel Valentin Sancti Petri nahe Cádiz und im Jahr 2007 konnte sich auch Codolá, der 2012 starb, nicht der Anziehungskraft der Karibik entziehen. Die Kette, inzwischen längst flügge, baute das Valentin Imperial Riviera Maya in Mexiko, ein Luxus-Resort mit 540 Zimmern.

Und die Zukunftspläne? Typisch Valentin erst einmal keine großen Neubauten oder Übernahmen. „Zunächst wollen wir das, was wir haben, auf den neuesten Stand bringen", sagt Muñoz. Das Resort in Mexiko soll unter der Führung der drei Kinder von Bonet und Codolá weiter wachsen, hier gebe es Potenzial für mehr Zimmer. Im Reina Paguera wolle man Pool und Speisesaal erweitern. Dafür müsse man ein Nachbargrundstück kaufen, auf dem eine verlassene Ladenpassage vor sich hingammelt. „Das ist wirklich ein Schandfleck, wir könnten viel Schönes daraus machen", so Muñoz.