Nach dem Überfall auf eine abgelegene Finca bei Porreres, bei dem der Hausbesitzer am Samstagmorgen (24.02.) einen der Täter mit einem Bauchschuss aus einer Schrotflinte tötete, bringen die Ermittlungen immer mehr Details ans Licht.

Offenbar wurde das Paar bereits im Dezember von denselben Räubern überfallen, die dabei 35.000 Euro erbeutet hatten. Wohl aus Angst vor den Morddrohungen der Täter verständigte das Senioren-Ehepaar damals nicht die Polizei. Und möglicherweise war der erste Überfall auch der Anlass dafür, warum der Finca-Besitzer eine geladene Schrotflinte im Haus hatte, aus der am Samstag der tödliche Schuss abgefeuert wurde.

Bei dem Hausbesitzer handelt es sich um Pau R. (77), einen ehemaligen Bankangestellten, der später sein Geld mit dem Betreiben einer Spielautomatenfirma verdiente. Nach Aussagen einer seiner Söhne gegenüber der MZ-Schwesterzeitung "Diario de Mallorca" lauerten die Täter dem 77-Jährigen am Samstag gegen 9 Uhr außerhalb des Hauses auf, das sich in der Nähe des Friedhofs von Porreres befindet.

Zwei Männer sollen sich auf ihn gestürzt und ihn ins Haus gebracht haben. Dort befand sich auch die Frau des Mannes. Sie wurde in eines der Zimmer eingesperrt. Die Täter verlangten, dass er ihnen seine Wertsachen aushändige. Pau R. leistete zu dem Zeitpunkt keinen Widerstand und gab ihnen Geld aus seinem Safe. Dabei handelte es sich wohl um eine große Zahl von Münzen aus den Einkünften aus den Spielautomaten sowie einige Geldscheine. Als das nicht genug war, sollen die Überfäller auf den Mann eingeschlagen haben, wie die Frau des Mannes dem Fernsehsender IB3 erzählte.So gelangte er an die Flinte

Nach Angaben der Polizei bot Pau R. ihnen an, noch mehr Geld auszuhändigen, welches er in einem anderen Raum aufbewahre. Dann gelang es ihm, zu seiner Jagdflinte zu greifen, und mit der er Mauricio E.B. (25) in den Bauch schoss. Die anderen Täter flüchteten daraufhin. Die Ermittler gehen inzwischen davon aus, dass an dem Raubüberfall insgesamt vier Personen beteiligt waren, zwei im Haus und zwei, die vor der Tür Schmiere standen. Pau R. löste einen im Haus installierten Alarm aus, woraufhin die Sicherheitsfirma die Polizei verständigte.

Die ebenfalls eintreffenden Sanitäter mussten den durch den Bauchschuss schwerverletzten Täter zwei Stunden lang behandeln, bevor er ins Krankenhaus Son Espases gefahren werden konnte. Dort versuchten die Ärzte, ihn mit einer Notoperation das Leben zu retten. Doch die Verletztungen war zu schwerwiegend. Um 14.30 Uhr starb Mauricio E.B.

Auch Pau R. benötigte wegen der Schläge medizinische Hilfe, er hat eine gebrochen Nase und erlitt mehrere Prellungen. Seine Frau bekam einen Nervenzusammenbruch. Beide wurden in ein Krankenhaus eingeliefert, sie konnte das Krankenhaus am Sonntagabend verlassen.

Mauricio E.B. war polizeibekannt

Der an den Bauchschüssen verstorbene Räuber hatte keine Papiere bei sich, konnte aber anhand seiner Fingerabdücke identifiziert werden. Der gebürtige Kolumbianer war schon mehrfach von der Polizei wegen gewaltsamer Überfälle festgenommen worden. Die Guardia Civil geht davon aus, dass er einer Bande angehörte, die im Innern von Mallorca mehrere Einbrüche beging.

Da Mauricio E.B. selbst in dem Ort Ses Salines wohnte, aus dem auch der pensionierte Bankangestellte stammte, den er nun wohl zum zweiten Mal überfallen hatte, gehen die Ermittler davon aus, dass die Bande gut über die Vermögensverhältnisse des Ehepaars Bescheid wussten. Das Paar hatte anscheinend vor, in naher Zukunft in ein Haus nach Ses Salines zurückzuziehen. "Sie hielten das Paar für eine leichte und lohnende Beute", vermutet einer der Ermittler gegenüber dem "Diario".

Unterdessen ging die Suche nach den flüchtigen Tätern auch am Sonntag (25.2.) weiter. Die Guardia Civil suchte zunächst mit einem Hubschrauber und Straßensperren, konnte sie aber nicht aufspüren.

Die Bürgermeisterin von Porreres, Xisca Mora, besuchte den Tatort, um sich über Geschehnisse zu informieren. In Erklärungen gegenüber der Presse versuchte sie die Anwohner zu beruhigen: "Die Leute im Ort sind verschreckt. Wir sind alle sehr erschrocken, aber wir müssen uns beruhigen. Es handelte sich um einen Einzelfall und die Lage ist unter Kontrolle", erkärte Mora.