Eine Autofahrerin rast mit ihrem Porsche in eine 15-köpfige Gruppe Fahraddfahrer, neun Sportler werden verletzt, einer davon starb in der Nacht auf Freitag (6.4.) im Krankenhaus. Ein tragischer Einzelfall oder ist es angesichts von Tausenden Radsportlern, die im Frühjahr auf den Straßen von Mallorca unterwegs sind, pures Glück, dass so etwas nicht öfters passiert?

"Normalerweise gibt es ganz wenig Verkehrsunfälle", sagt Roger Nachbur, Sportdirektor bei Philipp's Bike Team, einem Anbieter von Radsportreisen auf Mallorca. Bis zu 2.000 Kunden betreut man dort in der Saison, 70 Prozent davon sind Deutsche. "Es kommt mal zu Stürzen, wenn es nass ist und im Frühjahr Blütenstaub auf den Straßen liegt, dann gibt es mal Abschürfungen", sagt er.

Ähnlich sieht das Marcel Iseli, Sportdirektor bei Huerzeler Bicycle Holidays, mit rund 60.000 Klienten der größte Radsportreiseanbieter auf der Insel. "Es gab vor zwei Jahren einen Fall auf Mallorca, wo eine Autofahrerin wohln einen Herzstillstand erlitten hatte und in zwei Radfahrer gefahren ist, die beide gestorben sind. Aber die Frau konnte nichts dafür." Die Todesfahrerin von Capdepea wurde bei einem ersten Drogentest positiv auf Cannabis getestet. "Vor fünf Jahren haben zwei Betrunkene einen Radfahrer übefahren, der ist auch gestorben", sagt Marcel Iseli. Vor solchen Unfällen sei man nie gewappnet. "Der Unfall in Capdepera hätte überall passieren können", sagt Roger Nachbur.

"2001 hatten wir einen ähnlichen Unfall, da ist auf der Straße nach Llucmajor ein Autofahrer auf eine Gruppe aufgefahren. Ein Mädchen ist seitdem querschnittsgelähmt", sagt Eberhard Messling, Chef von Diana Sportreisen. Der Fahrer habe unter Medikamenten-Einfluss gestanden. Gut 700 Klienten hat man in der Saison auf der Insel. "Seit zwei, drei Jahren gab es bei uns keine Unfälle, ich klopfe auf Holz." Die Mallorquiner würden zu 90 bis 95 Prozent auch sehr rücksichtsvoll fahren. Wenn es zu gefährlichen Situtionen komme, seien manche Radsportler auch selbst schuld. "An Sicherheitsbelehrungen sind viele desinteressiert. Manche fahren wie die Henker." Besser sei es, in einer geführten Gruppe untewegs zu sein, so Eberhard Messling.

Spezielle Situation auf Mallorca

Es gebe auf Mallorca die spezielle Situation, dass Touristen im Auto und auf den Rad unterwegs seien, so Marcel Iseli. Beide wollen auch einen Blick auf die Landschaft haben, da müsse jeder auf jeden aufpassen. Ob man in den Bergen oder auf dem Land untewegs sei, mache gemessen an den Stürzen keinen groben Unterschied. "Sicher ist es bei einer Bergabfahrt gefährlich, wenn jemand in einen Geschwindigkeitsrausch verfällt, unbedingt als erster unten sein will und Kurven schneidet", sagt Marcel Iseli. Aber man warne täglich vor den Gefahren und verteile Merkblätter zu den Verkehrssituationen auf der Insel.

"Wenn ich eine Gefahrenkarte von Mallorca für Fahrradfahrer zeichnen sollte, dann würde ich den Tunnel von Cap Formentor sehr deutlich einzeichnen." Dort gab es einen Todesfall, weil ein Radfahrer in die Tunnelwand gefahren ist. "Schlecht beleuchtete oder gar nicht beleuchtete Tunnel sind die größten Gefahrenpunkte für Radsportler auf Mallorca."

Philipp's Bike Team veranstaltet nach eigenen Angaben zu Beginn der Touren ein eineinhalbstündiges Sicherheitsfahren, so Roger Nachbur. Dabei werden auch die spanischen Verkehrsregeln vermittelt. Grundsätzlich sei es sicherer, wenn man in einer geführten Gruppe und in einer Kolonne fährt. "Der Leitende kennt die Gefahrenpunkte, weiß, wo Wasser über die Straße laufen könnte, und warnt vor Gefahren", sagt Marcel Iseli. Mit deutlichen Handzeichen werden alle Bewegungen dem fließenden Verkehr signalisiert.

Beide Sportdirektoren raten dazu, sich auch im Urlaub nicht anders zu verhalten als zu Hause. Die beste Sicherheitsmaßnahme sei es nun mal, sich an die Verkehrsregeln zu halten.

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