Die Schäden, die Yachtanker an den ökologisch wertvollen Poseidongraswiesen in balearischen Gewässern verursachen, sind verhältnismäßig gering - vor allem im Vergleich zu den Schäden, die unzureichend gereinigte Abwässer und die ins Meer geleitete Salzlösung der Entsalzungsanlagen verursachen. Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie, die Firmen der Yachtbranche und Mallorcas Handelskammer in Auftrag gegeben haben. Die Anker schädigten jährlich höchstens 0,00056 Prozent der Poseidongraswiesen vor der balearischen Küste, hieß es bei der Vorstellung der Ergebnisse am Dienstag (20.3.) auf Mallorca.

Die Studie ist ein wichtiges Argument im ideologisch aufgeladenen Streit um die Poseidongraswiesen. So plant die balearische Linksregierung ein Gesetz, das die Schädigung der posidonia mit saftigen Strafen ahnden soll. Immer wieder werden Fälle dokumentiert, in denen Yachten illegal und folgenlos über dem Poseidongras vor Anker gehen und Löcher in die langsam wachsenden Wiesen reißen. Die Firmen der Yachtbranche dagegen sehen sich als Opfer linker Aktivisten, die den Yachtsport genauso wie auch den Golfsport als umweltschädliches Reichen-Hobby verteufeln.

Die jetzt vorgestellte Studie geht von insgesamt 930 Quadratkilometern Poseidongras vor der balearischen Küste sowie jährlich 26.712 Ankerwürfen aus - eine Zahl, die man für die Kalkulation der durch schleifende und kreisende Bewegungen der Anker am Meeresgrund verursachten Schäden sogar großzügig verdoppelt habe.

Dem stünden mehr als 200 Millionen Liter zum großen Teil unzureichend geklärter Abwässer gegenüber, die sich an einem Sommertag über 47 der 104 Ableiter am Meeresgrund in Bereiche mit Poseidongraswiesen ergössen. Allein drei Ableiter in der Bucht von Palma dürften sechs Quadratkilometer Poseidongras geschädigt haben, heißt es in der Studie. Das seien 0,64 Prozent des Gesamtbestands vor der Küste. Hintergrund: Die Kläranlage in Coll d'en Rabassa ist alt und überfordert, und besonders bei starkem Regen werden große Mengen Abwasser aus Haushalten und Betrieben direkt ins Meer gespült.

Den sechs Entsalzungsanlagen auf den Balearen werden mehr als 15 Millionen Kubikmeter Salzlösung jährlich zugeschrieben. Auch wenn die Wirkung auf die Ökosysteme am Meeresgrund schwer zu berechnen sei, dürfte allein die größte Anlage in der Bucht von Palma mehr als 1,5 Quadratkilometer Poseidongras und damit 0,15 Prozent des balearischen Gesamtbestands geschädigt haben.

Als Lösung für die Yachtbranche wird vorgeschlagen, verstärkt auf ökologische Bojen zu setzen, an denen die Boote auch über Poseidongraswiesen festmachen könnten, ohne diese zu schädigen.