Die wegen der sogenannten Durchfall-Masche auf Mallorca beschuldigte Unternehmerin L.C. hat am Dienstag (8.5.) erstmals vor der Untersuchungsrichterin ausgesagt. Der auf der Insel lebenden Britin wird vorgeworfen, mit einem Netzwerk von Mitarbeitern vor den Hotels auf Mallorca Urlauber in großem Stil zu Versicherungsbetrug angestiftet zu haben. Durch das Vortäuschen vermeintlicher Durchfall-Erkrankungen während des Mallorca-Aufenthalts sollten sie zurück in der Heimat beim Reiseveranstalter Regressforderungen stellen.

Die Beschuldigte stritt die Vorwürfe ab. Ihre Mitarbeiter hätten sich darauf beschränkt in den Jahren 2016 und 2017 Daten von britischen Urlaubern abzufragen - Name, Adresse und Telefonnummer -, um sie an britische Marketingfirmen zu verkaufen. Über das, was mit diesen Daten anschließend geschehen sei, habe sie keinerlei Kenntnis, so L.C. auf die Fragen der Richterin. Fragen der Staatsanwaltschaft und der Anklage verweigerte sie die Antwort.

"Ich besitze eine Firma zum Einholen von Daten. Wir notieren Telefonnummern und Namen von britischen Touristen und verkaufen diese an Marketingunternehmen. Diese Firmen kaufen die Telefonnummern und Namen", so die in Calvià ansässige Beschuldigte, die auch die Namen der britischen Firmen nannte. "Die Information erhielten wir, indem wir Touristen auf der Straße ansprachen. Aber wir haben sie nicht gefragt, ob sie Probleme mit Lebensmittelvergiftungen hatten." Pro Datensatz habe das Unternehmen mehr als 5 Euro erhalten.

Die Ermittler gehen davon aus, dass diese Daten benutzt wurden, um die Touristen zum Versicherungsbetrug anzustiften. Rund jeder fünfte britische Urlauber gab bei Befragungen an, auf der Straße zu dieser "Durchfall-Masche" angestiftet worden zu sein. Nach britischem Verbraucherrecht reicht beispielsweise das Vorweisen einer Quittung über den Kauf eines Durchfallmedikaments aus, um anschließend Regressanforderungen wegen Lebensmittelvergiftung in einem All-inclusive-Hotel zu stellen.

Hintergrund: Großbritannien setzt auf Limit für die "Durchfall-Masche" auf Mallorca

Die Reiseveranstalter ließen sich das Geld anschließend von den Hotels auf Mallorca zurückerstatten. Die Zahl der Fälle von vermeintlichen Lebensmittelvergiftungen war in Hotels mit britischen Gästen in den vergangenen Jahren auf das Fünffache gestiegen. Den Hoteliers entstand dabei Schaden in Millionenhöhe. /tg