Es ist ein Coup, mit dem "Bauchi" womöglich selbst nicht gerechnet hat: Der deutsche Freigeist Georg "Bauchi" Berres hat mit der Besetzung der ehemaligen Finca von Boris Becker eine veritable Medienlawine losgetreten. Am Samstagnachmittag (26.5.) tummelten sich auf dem doch eigentlich abgesperrten Gelände im Nordosten von Mallorca Fotografen, Kameraleute und Reporter großer deutscher Boulevard-Medien. "Hippie-Guru besetzt Boris-Villa auf Mallorca", hatte die Bild-Zeitung am Morgen auf Seite 1 getitelt.

Das sagt die Guardia Civil

Nur die spanische Polizei will von nichts gehört haben: "Uns liegt keine Anzeige vor", sagte ein Sprecher der Guardia Civil gegenüber der MZ. "Das Anwesen ist verlassen und verwahrlost."

Videos von Streifzügen auf dem Anwesen

Angefangen hatte alles mit einem Artikel aus der MZ vom vergangenen März, in dem Georg "Bauchi" Berres über sein "Intergalaktisches Hilfs- und Rettungskommando" (IHR) berichtet - eine von ihm ins Leben gerufene und im Internet verbreitete Bewegung, die die Welt ein bisschen besser machen soll, unter anderem dadurch, dass verlassene Häuser "gerettet" und zu neuem Leben erweckt werden. Am vergangenen Sonntag (20.5.) soll ein ihm bisher Unbekannter "Bauchi" auf den MZ-Artikel angesprochen haben. "Er sagte mir, dass er die Idee des IHR toll findet und dass er ein Objekt kenne, das uns interessieren könnte", so Bauchi jetzt zur MZ. Der Mann habe ihn geradewegs zu eben jener Finca geführt, in der der große Tennisstar einst lebte.

"Man konnte die Tore einfach aufmachen, wir mussten gar nicht einbrechen", behauptet Berres. Dass die Finca zumindest früher Boris Becker gehörte (die derzeitigen Eigentumsverhältnisse sind unklar), habe er in dem Moment gar nicht gewusst. "Erst als am Donnerstag Medienvertreter aufkreuzten und mich fragten, was den wohl Boris Becker davon halte, ist mir das klar geworden", so Berres.

So oder so - die Finca ist gigantisch: Ganze Wälder und Felder gehören zu dem riesigen unübersichtlichen Anwesen, hinzu kommen zahlreiche Gebäude, von der Unterkunft der Bediensteten über das moderne Fitnesstudio bis hin zu weitläufigen Aufenthaltsräumen im mediterranen Stil. Noch herrscht vor allem Unkraut und Gestrüp vor, doch rund um die Hauptgebäude sieht man bereits, was Berres und seine rund sieben Mitstreiter bereits geschafft haben: Disteln wurden niedergemäht, ein riesiger Innenhof gekehrt und Müll eingesammelt. Kurzum: Ein Paradies.

"Ich finde es einfach toll, was der Bauchi macht. Ich selbst hätte mich nie getraut, eine Finca zu besetzen, aber jetzt wo er es getan hat, helfe ich gerne", sagt eine blonde Deutsche mit elektrischer Sense, die den Disteln den Kampf angesagt hat. Sie sei Gärtnerin, kenne sich aus und wolle ihre Expertise in ihrer Freizeit für den guten Zweck nutzen, erklärt sie der MZ. "Es ist doch so schade, wenn dieses tolle Anwesen hier einfach verfällt", findet sie.

"Ich weiß selbst nicht, wie lange es leer steht, fünf Jahre bestimmt", so "Bauchi". Er versuche, herauszufinden, wem es denn nun aktuell eigentlich gehöre, bisher aber ohne Erfolg. "Wenn bald die Guardia Civil vor der Tür steht und uns zwingt, zu gehen, dann gehen wir. Wenn auch unter friedlichem Protest." Idealerweise aber könne er bleiben - und hat schon große Pläne. "Es soll ein Raum der Begegnung werden, des respektvollen friedlichen Miteinanders. Wir wollen Gemüse anpflanzen, man könnte Seminare anbieten, zu erneuerbaren Energien oder Kochkurse oder was die Menschen sonst so interessieren könnte", schwärmt er und klingt wie ein aufgeregtes Kind. "Ein riesengroßer Abenteuerspielplatz für das reale Leben."

Mit Videos auf Youtube dokumentiert "Bauchi" seit Tagen seinen Aufenthalt und seine Streifzüge auf dem Anwesen.

Wer ist "Bauchi"?

Georg Berres kam 2014 auf die Insel und wohnt im Wohnmobil, wenn er nicht gerade Häuser besetzt - auch wenn er diesen Begriff nicht mag. "Wir besetzen ­Häuser nicht, wir retten sie", so der Dürener. "Wir stellen keine Besitzansprüche. Uns geht es um nichts anderes, als in dem Moment mietfrei zu wohnen und dafür dem Haus etwas zurückzugeben." Und bald vielleicht auch einer Vielzahl von Menschen, die den gleichen Traum haben wie er.

Dokument: Wie Woodstock, nur viel größer" wovon der Besetzer der Becker-Finca träumt

Lesen Sie hier das komplette Portrait: Bauchi - der nette Hausbesetzer aus dem Wohnmobil"

Der Niedergang der Finca

Das Anwesen bei Artà hatte Boris Becker 1997 für rund 500.000 Euro erworben. Nur zwei Jahre später erfolgte ein Baustopp wegen illegal errichteter Gebäude - 2003 rückten die Bagger an, Becker musste Teile der Neubauten wieder abreißen lassen. Dann richtete er alles mit viel Geld wieder her, um 2006 eine Einweihungsparty zu feiern - und das Anwesen schnell wieder zu verkaufen. Doch die weltweite Finanzkrise kam dazwischen. Becker verlor Interesse an seinem eigenen Objekt, zahlte seine offenen Rechnungen nicht, konnte wiederholt nur in letzter Minute eine Zwangsversteigerung abwehren. Haus und Nebengebäude verfielen. /ck/ff/somo

Hintergrund: Boris Beckers Villa nur noch ein Trauerfall