Inzwischen hört man diese Sätze auf Mallorca überall: Man muss den Kreuzfahrttourismus einschränken, die Urlauber der großen Pötte überfluten regelrecht die Altstadtgassen in Palma, die Umweltbelastung durch die riesigen Schiffe ist untragbar. So beschweren sich regelmäßig Umweltverbände und Gegner des Massentourismus auf der Insel - wie zuletzt vergangene Woche bei einer Pressekonferenz, bei der ein Forderungskatalog vorgelegt wurde (siehe Kasten). Es sind aber auch immer mehr Einwohner von Palma, die den Kreuzfahrttourismus kritisch sehen und genervt sind von den Menschenmassen. Und auch die Politiker der Linksregierung klinken sich ein in die Kritik und fordern eine bessere zeitliche Verteilung der Kreuzfahrtschiffe - und das, obwohl ein großer Teil der Erweiterung der Infrastruktur im Hafen von Palma unter ihrer Ägide geplant worden war, die mehreren großen Pötten gleichzeitig das Anlegen in Palma erst ermöglicht.

Die balearische Hafenbehörde APB hat in den vergangenen zehn Jahren rund 70 Millionen Euro in den Ausbau des Hafens investiert. Ein Ausbau mit nur einem Ziel: „Basis der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt" sein, wie es wörtlich in der Pressemitteilung der APB anlässlich der Inbetriebnahme des neuen Terminals 6 hieß, in das rund zwölf Millionen Euro geflossen sind. Die Giganten des Meeres mit über 300 Metern Länge, die dort festmachen, können an die 10.000 Menschen gleichzeitig transportieren. Allein 21 Millionen Euro lässt sich die Hafenbehörde jetzt noch den Ausbau der Landeflächen, der sogenannten Esplanade, kosten, auf der Fahrzeuge rangieren und etwa das Handling der Kreuzfahrt-Passagiere ausführen können. Somit werden unter der derzeitigen Regierung der Sozialistin Francina Armengol 33 Millionen Euro in den Ausbau des Hafens gesteckt.

Bereits in der letzten Legislaturperio­de linker Parteien unter dem Sozialisten Francesc Antich (2007-2011) wurden 38 Millionen Euro in die Erweiterung der Mole nahe Porto Pi investiert. Wobei man die Investitionen bei der Hafenbehörde nicht als Gefälligkeit an die Kreuzfahrt­industrie verstanden wissen will. Der Präsident der balearischen Hafenbehörde, Joan Gual de Torrella, sagt im Gespräch mit der MZ: „Die neue Infrastruktur ist für alle größeren Schiffe gleichermaßen gedacht, also auch Containerschiffe oder Fähren." Um hinterherzuschieben, dass es ja inzwischen so gut wie keine Containerschiffe mehr gebe.

Es sei deshalb faktisch schon richtig, dass hauptsächlich der Kreuzfahrttourismus Nutznießer der neuen Anlagen sei. Dieser werde ja erst seit kurzer Zeit so verteufelt. „Vor zehn, 15 Jahren wollte alle Welt die Kreuzfahrttouristen", rechtfertigt sich Gual de Torrella. Parteiübergreifend habe Konsens geherrscht, dass Palma sich neben den Golfern um diese Sorte Urlauber bemühen müsse. Unter anderem, um die Nebensaison zu beleben. „Nicht mal die Umweltschützer vom Gob hatten damals etwas gegen Kreuzfahrtschiffe." Und so habe man bei der Hafenbehörde eben alles Nötige in die Wege geleitet, um aus Palma einen attraktiven Zielhafen für die großen Pötte zu machen.

Da es sich um eine Behörde handele, seien die Wege mitunter etwas länger, weshalb es durchaus einige Jahre dauern könne, von der Idee eines Projekts bis zur Fertigstellung. „Als wir vor Jahren die Planung für das neue Terminal und die Esplanade begonnen haben, war das Thema Kreuzfahrt auf Mallorca ausschließlich positiv besetzt", erklärt Gual de Torrella. Alles, was damals die Politik gefordert habe, habe man erfüllt.

Der Präsident der Hafenbehörde, die offiziell zum Infrastrukturministerium in Madrid gehört, wird von der Balearen-Regierung gewählt und eingesetzt. Auch deshalb wirken Aufrufe seitens der Politik, die Zahl der Kreuzfahrtschiffe zu begrenzen, zumindest ein wenig nach Hohn.