Links und rechts parken Autos von Strandbesuchern verbotenerweise auf dem Seitenstreifen. Wenn sich zwei Lastwagen oder Busse kreuzen, wird es eng. Und wenn dann noch Radfahrer ins Spiel kommen, die ebenfalls auf die Fahrbahn ausweichen müssen, ist das Chaos perfekt. Jeder, der an warmen Frühlingstagen schon einmal auf der Ma-12 auf Höhe der Playa de Muro auf Mallorca unterwegs war, kennt diese brenzligen Situationen.

„Die Fahrt an der Straße entlang ist sehr gefährlich und mit Kindern unmöglich", bewerten Christina und Dieter Meier von der Radstation Ditsches Bikeworld in Can Picafort. „Wir als Radvermieter können Familien immer nur davon abraten, dort entlangzufahren", betonen sie. Dabei fragten Familien häufig an, wie sie von Can Picafort ins nur gut zwölf Kilometer Luftlinie entfernte Port d'Alcúdia radeln können. Überhaupt wird die Gegend im Insel­norden von vielen Radtouristen und -sportlern genutzt. Allein für das Gemeindegebiet Muro geht das Rathaus von 35.000 Radsportlern im Jahr aus. Marcel Iseli, Sportdirektor und Teilhaber von Huerzeler Bicycle Holidays, schätzt die Zahl sogar auf etwa 100.000 Radfahrer pro Jahr in den Nordgemeinden. „Playa de Muro, Can Picafort, Alcudia und Pollença sind die absoluten Radsportzentren", erklärt er. Viele Sportler nähmen die Wege durch das Schilf von der Playa de Muro nach Can Picafort. Oder eben die Ma-12 - jene Straße, die von Alcúdia bis nach Artà führt. Auf beiden Strecken sei die Verkehrslage für die Radsportler „katastrophal". „Das ist ein unhaltbarer Zustand."

„Immer wieder gibt es brenzlige Situationen", bestätigt auch der deutsche Resident Stefan Boscher aus Can Picafort, der dort zwei Mal pro Woche mit dem Auto entlangfährt. „Ein Radweg wäre eine sehr gute Lösung."

Seit 2014 in der Planung

Zu dieser Ansicht gelangte auch die Politik schon vor Jahren. Bereits Ende 2014 kündigte die balearische Tourismusbehörde ATB gemeinsam mit den betroffenen Gemeinden ein großes Projekt an: ein durchgängiger Fahrradweg, sicher und un­unterbrochen entlang der gesamten Bucht von Alcúdia. Sprich: von Port d'Alcúdia über die Playa de Muro bis hin nach Can Picafort in der Gemeinde Santa Margalida. Möglich machen sollten ihn finanzielle Zuschüsse der ATB und ein Eigenanteil der Gemeinden.

Santa Margalida und Alcúdia begannen mit den Arbeiten, die Freude war groß - bis Ende April dieses Jahres die ernüchternde, aber einstimmige Entscheidung aus Muros Gemeinderat bekannt gegeben wurde: Das Rathaus lege ein Veto ein. Der Mittelteil der Route an der Playa de Muro solle nun doch nicht gebaut werden.

Schuld daran, so ließ Muros Bürgermeister Martí Fornés nach der Ratsentscheidung vernehmen, sei letztlich die „wenig flexible" Haltung der Leitung des angrenzenden Naturschutzgebiets S'Albufera gewesen. „Damit wir den Weg bauen dürfen, verlangt die Parkleitung Absperrungen aus Holz von hoher Qualität, die das Schutzgebiet vom Weg abgrenzen", so Fornés. Die Kosten dafür beliefen sich aber auf rund 600.000 Euro - weit mehr als die knapp 500.000 Euro, die für den eigentlichen Wegbau des Teilstücks eingeplant waren. Es sei „bedauerlich", dass sich die Parkleitung nicht kooperativer gezeigt habe, so ­Fornés Ende April.

Absperrungen vor S'Albufera

„Das stimmt so nicht, wir haben das Projekt von Anfang an sehr positiv gesehen", hält Parkleiter Maties Rebassa jetzt auf MZ-Anfrage dagegen. „Wir haben ursprünglich tatsächlich für eine hölzerne Abgrenzung plädiert, aber als wir aus der Presse erfuhren, dass das gesamte Projekt daran scheitert, und noch einmal Abgeordnete vom Rathaus kamen, haben wir sofort eingelenkt." Auch Absperrungen aus Metall oder anderen günstigen Materialien seien in Ordnung,

so Rebassa.

Jetzt, Wochen nach dem zweiten Treffen mit dem Parkleiter, klingt Bürgermeister Fornés tatsächlich besänftigt. Statt 600.000 Euro koste es nur rund 100.000 Euro, die ge­lockerten Abgrenzungsauflagen zu erfüllen. Man habe schon mit der ATB Kontakt aufgenommen - und positive Rückmeldung erhalten: Die einst zugesicherten Förder­gelder - rund 200.000 Euro für den Wegbau - stünden noch zur Verfügung, trotz des voreiligen Projekt­abbruchs im April. Und auch einen Teil der Abgrenzungskosten wolle man übernehmen.

„Es ist eine gute Nachricht für alle", so Fornés sichtlich erleichtert. „Der Radtourismus ist sehr wichtig für unsere Gegend, und wir sind uns darüber bewusst, wie gefährlich einige Stellen derzeit sind." Er hofft, dass die Arbeiten noch Ende des Jahres oder Anfang kommenden Jahres starten können. Veranschlagt sind dafür drei bis vier Monate. „Das heißt, mit etwas Glück kann die neue Radroute schon im Sommer 2019 befahren werden."