Offiziell wohnt König Juan Carlos I. auf Mallorca im Marivent-Palast. Zu finden ist er dort aber nur selten. Wahrscheinlicher ist es, den Monarchen in Palmas Real Club Náutico anzutreffen. Vielleicht beim Paffen einer Zigarre im Salon oder beim Fachsimpeln am Bootssteg mit anderen Segelfreunden. „Der König kommt oft ohne besonderen Grund vorbei. Früher noch mehr als heute, die Sicherheitsvorkehrungen werden halt immer strenger“, erzählt Clubmitglied und Regatta-Schiedsrichter Emilio Feliu. Im ersten Stock des Clubhauses hat Juan Carlos sogar ein eigenes Büro.

Keine Frage, der Zusatz real - königlich - im Clubnamen kommt nicht von ungefähr. Doch das ist weniger das Verdienst von Juan Carlos als das seines Großvaters Alfons XIII. Der gründete 1904 in Palma den Segelverein „Real Club de Regatas“. 64 Jahre später schloss sich dieser mit dem benachbarten „Club España“ zum heutigen königlichen Yachtclub von Palma zusammen. Aus politischen Erwägungen - in Spanien regierte damals Diktator Franco - entschloss man sich erst 1968 dazu, den Zusatz real in den Namen zu integrieren.

Real hin oder her: Die Verbindung zur spanischen Monarchie hat Mallorcas größte Marina mit derzeit mehr als 2.750 Mitgliedern weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht. Aber auch wegen seiner hochkarätigen Traditionsregatten wie der „Trofeo Princesa Sofía“ (März), der „Hublot Palma Vela“ (April), der „Copa del Rey (Juli/August) oder der „Trofeo Almirante Conde de Barcelona“ (August). „Die besten Segler der Welt kommen jedes Jahr hierher. Der Club ist einer der bedeutendsten Spaniens“, sagt der deutsche Segel-Fachjournalist Friedhelm Köhler. Dabei mögen auch die jeweiligen Siegesfeiern eine Rolle spielen. Die Feste des Clubs sind bei Mitgliedern und Gästen beliebt. Auch Köhler amüsierte sich dort schon prächtig. „Das hat immer Stil und Niveau“, sagt er. Eine der nächsten großen Partys in der Clubanlage an Palmas Paseo Marítimo steigt am 19. Juli. Dann feiert der Real Club Náutico sein 60-jähriges Bestehen.

Elke Sommer im Bikini

Seinen Ruf als Veranstaltungsort für große Feiern zementierte der Club Náutico schon bald nach seiner Gründung im Sommer 1948. Grund war der noch heute existierende Ballsaal des Clubs, die Sala Magna. Dort tanzte einst unter riesigen Kronleuchtern aus Gordiola-Glas die High Society der Insel. „Das ging hier sehr glamourös zu“, sagt Club-Pressesprecher Diego Orallo. Allerdings auch steifer als heute, die Männer durften beim Tanzen den Sakko nicht ausziehen. Dennoch verkörperte der Club damals einen Aufbruch in die Moderne. Palma hatte einen neuen lebendigen gesellschaftlichen Treffpunkt, zugleich zog der Club Berühmtheiten aus aller Welt an.

Zu den illusteren Gästen der 50er und 60er Jahre zählten Hollywoodstars wie Ava Gardner, John Wayne, Anthony Quinn, Anita Eckberg oder das Fürstenpaar von Monaco, Rainier und Gracia Patricia. Errol Flynn, der 1950 mit seiner Yacht „Zaca“ nach Palma reiste, versetzte die ganze Stadt in Aufruhr. Flynn machte auf seiner Hochzeitsreise mit Patrice Wymore im Club Náutico Station. Zu Ehren des berühmten Paars führten die Mallorquiner dort eine Auswahl regionaler Tänze vor. Sobald Flynn die Anlage verließ, war er von Trauben mallorquinischer Autogrammjäger umringt. In den Anekdoten des Clubs spielt auch die deutsche Schauspielerin Elke Sommer eine Rolle. Sie erregte Aufsehen, als sie auf dem Bootssteg im Bikini auf und ab spazierte.

Der Club Náutico war aber weit mehr als eine Bühne für Stars und Sternchen. In der Zeit des mallorquinischen Tourismusbooms trafen sich hier viele der aufstrebenden Hotelbesitzer und Bauunternehmer in ihrer Freizeit. Der Club Náutico wurde für viele zum Zufluchtsort vor dem Alltag. „Das war unser zweites Heim“, sagt die aus Bayern stammende Maria Sansó, die mit ihrem mallorquinischen Ehemann Javier ab Ende der 50er Jahre regelmäßiger Gast im Club war. „Es hieß immer: Wir sehen uns im Club Náutico“, erinnert sie sich. Dort trafen sich Freunde und Bekannte, tranken eine copa oder aßen gemeinsam im Restaurant. Marias Sohn, der heutige Profisegler Bubi Sansó, verbrachte seine halbe Kindheit im Club Náutico. Dort lernten die Sansó-Sprösslinge auch die spanischen Königskinder kennen. Elena, Cristina und Felipe segelten bei der mallorquinisch-bayerischen Familie mit. „Sie hatten damals noch kein eigenes Boot und waren deswegen bei uns an Bord“, erinnert sich Sansó. Zum Dank gab es dann eine Einladung in den Marivent-Palast.

Seinen Charakter als gesellschaftlicher Treffpunkt hat der Club erhalten. Viele der Mitglieder kommen auch heute noch täglich in ihren Club. „Die Leute gehen hier ins Fitnessstudio, schauen fern, treffen sich zum Mittagessen“, sagt Orallo. Für Abwechslung ist gesorgt. Es gibt eine Theatergruppe, einen Chor, es werden Gymnastikkurse, Kochwettbewerbe und Jazzkonzerte organisiert. Zu den Einrichtungen zählen ein Fitnessstudio, ein Innen- und Außenpool, Restaurant, Bar, Fernsehraum, Bibliothek und ein eigener Presse-raum. „Zur ‚Copa del Rey‘ haben wir hier 500 Journalisten“, sagt Emilio Feliu. Viele Neuerungen stammen aus den vergangenen 15 Jahren. In den Zeiten von Club-Präsident Gabriel Barceló Oliver Ende der 90er Jahre sei das Management gestrafft und die wirtschaftliche Situation auf Vordermann gebracht worden, sagt Emilio Feliu. Das alte Gebäude wurde generalüberholt und erheblich erweitert.

„Lindenstraße“ am Steg 13

An den Bootsstegen treffen Generationen aufeinander: Honoratioren der Stadt, genauso wie erfolgreiche Nachwuchssegler. Dabei steht bei den Jüngeren oft die sportliche Motivation im Vordergrund. „Ich komme nicht hierher, um in der Bar zu sitzen“, betont etwa der 22 Jahre alte Mallorquiner Hugo Ramón, der bereits mit zwei Einhand-Atlantiküberquerungen für Furore sorgte. Als er vergangenes Jahr wochenlang alleine mit dem Boot auf dem Ozean trieb, fieberten in der großen Yachtclub-Familie auch die alten Herren mit, die Hugo sonst nur im Vorbeigehen an seiner Anlegestelle grüßen. „Sie wollten anschließend genau wissen, wie es war“, erzähl Ramón.

Neben Jung und Alt treffen sich im Club auch viele Ausländer. Die größte Gruppe sind die Deutschen, mit einem Mitgliederanteil von fast fünf Prozent. „Die meisten von uns haben am Steg 13 ihr Boot. Deswegen nennen wir den Steg auch Lindenstraße“, erzählt der Deutsche Haimo Rupp, der seit 30 Jahren im Club ein und aus geht. Heutzutage Mitglied zu werden, ist allerdings nicht einfach. Allein die Aufnahmegebühr kostet mittlerweile 10.000 Euro. „Außerdem braucht ein Neuankömmling zwei Bürgen, die bereits Mitglied sind, und muss vom Vorstand akzeptiert werden“, sagt Orallo. Einen eigenen Liegeplatz zu bekommen ist noch schwieriger. „Für beides haben wir sehr lange Wartelisten.“

Einfacher hatten es nur die Mitglieder der spanischen Königsfamilie. Wie Juan Carlos sind auch seine Frau Doña Sofia, seine Kinder und deren Partner Ehrenmitglieder des Clubs. Eventuell wird allerdings ein Platz frei, wenn sich Infantin Elena zu einer Scheidung von Ehemann Jaime durchringt. „Ob der dann Mitglied bleibt, wissen wir noch nicht. Wir halten uns erst mal ganz still“, sagt Emilio Feliu.