Es ist ein Urlaubstag, wie er schöner kaum sein kann. Bereits am frühen Vormittag zeigt das Thermometer 30 Grad, und die Sonnen­anbeter tummeln sich auf ihren Liegen am Strand von Port de Pollença. Genau so, wie es der Reklame­prospekt des balearischen Fremdenverkehrsamtes versprochen hatte: sol y playa.

Aber nicht alle wirken richtig glücklich. Ein halbes Dutzend Menschen überlegt sich schwitzend neben ihren Katamaranen, ob sie die Neoprenanzüge und Schwimmwesten wieder ablegen sollen. Auf ihren Prospekt der ­Segelschule Sail & Surf Pollença, der von einem Top-Segelrevier spricht, war zumindest heute kein Verlass.

Annika Möller, die mit ihrem Vater Gottfried die Segelschule leitet, ist nicht schuld. Der Wettergott war es. Es weht kein Lüftchen.

„Das ist Pech, denn der Hobie Cat 16 ist ein Boot, das schon bei sehr wenig Wind extrem viel Spaß bringt. Aber ein bisschen sollte es schon sein“, bedauert Annika ein wenig ihre Schäfchen. „Aber so eine Flaute hält meist nicht lange an.“

Das muss Petrus wohl gehört haben, denn wenig später raschelt es bereits in den aufgezogenen Segeln der am Strand liegenden Cats. Richtig viel Wind ist es nicht, aber besser als gar nichts.

„Alles klar?“, fragt Niels, der für die Hobie Cats zuständig ist, eines der beliebtesten Segelboote überhaupt. 110.000 Exemplare wurden von dem Klassiker seit 1970 weltweit verkauft. Kein anderer Katamaran ist öfter gebaut worden. „Na dann los! Wir üben jetzt Regattatechnik!“

Es ist Freitag, und die Gruppe bestreitet ihren letzten Kurstag. „Die Hobies sind sehr schnelle und sportliche Boote. Nichts für Anfänger. Wer auf den Cat umsteigt, sollte bereits eine Jolle beherrschen“, so Niels. Dann komme er nach zwei bis drei Tagen mit dem Hobie halbwegs klar.

„Die Fock back halten! Anluven! Dichter holen! Mehr nach Lee! Versucht eine Wende, damit ihr nicht so tief kommt! Passt auf die Pinne auf! Ihr fahrt durch den Wind! Halse!“

Ob der ab 205 Euro buchbare Hobie-Cat-Lehrgang wohl auch einen Sprachkurs beinhaltet?, fragt sich etwas zu laut der Reporter. „Nein, aber keine Sorge, die verstehen mich schon“, antwortet Segellehrer Ingo.

Ab drei Windstärken kommen die gut fünf Meter langen Hobies mit ihrer Segelfläche von etwa 19 Quadratmetern (Großsegel und Fock) richtig in Fahrt. Ab Stärke vier flitzen sie regelrecht über das Meer.

Dann ist es von Vorteil, wenn ein nicht allzu schmächtig gebauter Mensch im Trapez hängt, damit der 145 Kilo schwere Cat nicht allzu sehr mit einem Rumpf aus dem Wasser kommt. Das sieht zwar spektakulär aus, sorgt aber für wenig Endgeschwindigkeit. Im Extremfall können sich sogar beide Segler die Trapezgurte anlegen und so locker um die 50 Stundenkilometer Fahrt aufnehmen.

Davon sind Alex, Peter und die Besatzungen der anderen beiden Hobies an diesem Tag jedoch weit entfernt. Windstärke vier oder mehr wäre ein sportlicher Abschluss gewesen. Mit viel Optimismus bläst der Wind mit Stärke zwei. Mit sehr viel Optimismus.

Aber die Gruppe trägt die gemütliche Spazierfahrt mit Fassung. „Es ist, wie es ist.“

„Wenn es schon nicht mit einer fotogenen Trapezaktion klappt“, meint Ingo, „könnten wir ja vielleicht noch ein kleines Kentertraining für den Fotografen einbauen. Das gibt auch nette Bilder, und eine Erfrischung für die Jungs. Alex, Peter, bitte einmal kentern!“

Aber mit dem, was im Extremfall in einem Sekundenbruchteil passiert, tun sich die beiden deutschen Segler bei der schwachen Brise schwer. Der Hobie will einfach nicht kippen. Erst nach mehreren Minuten Kampf mit den beiden Rümpfen bekommt das Boot Schlagseite und gibt seinen hartnäckigen Widerstand auf. „So, nun zeigt, was ihr gelernt habt. Aufrichten?“

Ohne Wind zu kentern ist schon schwierig, aber ohne Hilfe der Natur den Hobie wieder aufzurichten, gelingt den beiden nicht. Segellehrer Ingo muss vom Beiboot aus helfen.

Mehr Infos: www.sailsurf.eu.