Wie die Jungfrau zum Kinde, kam Jochen Eichler zu einem High-Tech-Schiff. Jetzt fehlen nur noch Mitsegler, die sich ebenfalls für eine IMS-600er begeistern.

Eigentlich hatte Jochen Eichler überhaupt keine Rennyacht gesucht. Genau genommen, wollte der gelernte Schiffsrestaurator nicht einmal ein eigenes Boot haben. Aber dann konnte er einfach nicht mehr widerstehen. „Es fiel mir im vergangenen Sommer auf, als ich bei einem Kunden im Club Naútico El Arenal war. Und ich habe mich immer wieder gefragt, warum steht das da? Warum ist es mitten in der Saison aufgebockt und warum passiert mit dem Schiff nichts? Das war in einem Topzustand und hätte sofort gesegelt werden können!“

Das Schiff ließ dem 63-jährigen Österreicher keine Ruhe mehr. Kein Wunder, handelt es sich doch um einen Top-Racer, der schon bei mancher Hochsee-Regatta in der Bucht von Palma um den Sieg gekämpft hatte. Da der trockengelegte rote Flitzer von oben bis unten mit nur einer Werbung bestückt war, sei es nicht wirklich schwierig gewesen, den Besitzer zu ermitteln. Bei der zwischengeschalteten Firma habe man Eichler dann mitgeteilt, dass das High-Tech-Boot, obwohl es kaum benutzt worden sei, nicht nur ausrangiert, sondern auch zersägt und verschrottet werden sollte. „Das konnte ich unmöglich zulassen.“

Daraufhin habe er sich dann unverzüglich mit den Verantwortlichen der spanischen Siemens-Niederlassung in Verbindung gesetzt. Sehr zu seiner Überraschung hätten die Manager schnell grünes Licht zum Verkauf gegeben. Und das zu einem Preis, bei dem man viele Haken und noch mehr Kleingedrucktes erwarten würde. „Das war so ein Schnäppchen, da kann ich unmöglich die Summe nennen, ohne unglaubwürdig zu wirken.“ Vermutlich, so Eichler, sei das Verschrotten einfach noch einen Tick teurer gewesen. Und als er dann auch noch erfahren habe, dass das Schiff von dem renommierten Yachtkonstrukteur German Frers entworfen worden war, sei er ganz aus dem Häuschen gewesen.

Eichler segelt seit seinem neunten Lebensjahr Regatten, 18 Jahre lang betrieb er ein Segelzentrum auf Elba, seit 21 Jahren restauriert er Schiffe auf Mallorca. Und es zieht ihn immer noch hinaus aufs Meer. Gerade jetzt, mit dem neuen Schiff. Und auch Regatten reizen ihn wieder. Kein Wunder. Das ehemalige Siemens-Schiff wurde für den Hochsee-Wettkampfsport entworfen. Es ist ein reinrassiges IMS 42-600-Schiff. 12,40 Meter lang, 3,20 Meter breit, 6,5 Tonnen schwer und verdammt schnell. Mit 60 Quadratmeter Grundbesegelung und 115 Quadratmeter Spinnaker komme das Boot schon bei schwachem Wind in Fahrt.

Aber Eichler ist erfahren genug, um zu wissen, dass er alleine an dem Prachtboot nicht viel Freude haben wird. Deshalb versucht er gerade, eine Art Eignergemeinschaft zu gründen, bei der sich zehn leidenschaftliche Segler zusammen tun. Das halte die Kosten für jeden Einzelnen in einem äußerst überschaubaren Rahmen. „Vielleicht finden wir ja auch gemeinsam einen Sponsor, mit dessen Logo wir dann an den großen Regatten teilnehmen“, schwärmt er schon jetzt.

Aber letztlich gehe es ums Segeln und Spaß am Wassersport. Dieser solle auch anderen vermittelt werden. „Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir, neben einer Racing-Team-Bildung, von April bis November auch Segeltraining und Tagestörns für wenig Geld anbieten. Für Gruppen oder Einzelpersonen, die den Sport auf einem hochsensiblen Schiff lernen oder verfeinern wollen. Denn wer dieses Schiff segeln kann, der kann alle segeln.“

Mehr Infos zu dem Projekt können bei dem ein oder anderen Spaghetti- essen eingeholt werden, zu denen man sich unter der Telefonnummer 607-16 27 54 einladen kann.