Ein Kilogramm Übergewicht sollte nicht der Rede wert sein. In Alicante wurde es Deutschlands bisher erfolgreichstem Segler, Jochen Schümann (54), jedoch zum Verhängnis. Beim Auftaktrennen der Mittelmeer-Regattaserie für TP-52-Racer, dem „Audi MedCup“, am 15. Mai wurde der dreifache Olympia-Sieger und zweifache America‘s-Cup-Gewinner zusammen mit seinen 13 Mannschaftskollegen vom Schweizer Team Marazzi Sailing wegen Überschreitung des zulässigen Gesamtgewichts von 1.273 Kilo mit drei Strafpunkten belegt. So musste sich Teamchef Schümann trotz des Auftaktsieges am Ende des Tages mit einem vierten Platz begnügen. „So etwas ist mir noch nie passiert. Geplant waren ursprünglich drei Regatten und nicht eine, und nach dem ersten Rennen haben wir natürlich ausgiebig gegessen und getrunken, um auch später mit Power weitersegeln zu können. Doch dann mussten wir zurück in den Hafen - und auf die Waage“, erklärte Schümann. Dass es sich dabei wirklich nur um einen unglücklichen Zufall handelte, demonstrierte die deutsche Segel-Ikone an den nachfolgenden zwei Regatta-Tagen mit weiteren guten Ergebnissen.

Schümann war nach der Auflösung des deutschen „MedCup“-Teams „Platoon“ im vergangenen Herbst von der Bildfläche verschwunden. Erst vor wenigen Wochen war seine Verpflichtung als Team-Direktor beim Schweizer Rennstall Marazzi Sailing bekannt geworden. Ähnlich wie mit der „Platoon“ des Hamburger Unternehmers Harm Müller-Spreer will Schümann die kommenden Monate auf der „Marazzi“ zur Vorbereitung für sein wohl ehrgeizigstes Projekt nutzen: die Teilnahme eines deutschen Syndikats unter seiner Führung bei der nächsten Ausgabe des America’s Cup. „Mein Ziel ist es immer gewesen, als Deutscher mit Deutschland beim America’s Cup dabei zu sein und mit dem Team eine gute Rolle zu spielen. Mein Traum wäre, wenn Deutschland beim America’s Cup aufwacht“, erklärte Schümann vor wenigen Tagen der Presseagentur dpa.

Mit zu den Schweizern ins Boot holte der Deutsche auch seine engsten Freunde und langjährigen Teamgefährten Tony Kolb (Bremen) und Matti Paschen (Hamburg), die mit ihm bereits auf der „Platoon“ an Bord standen. Das für die Teilnahme an der nächsten Ausgabe des America’s Cup bereits gemeldete deutsche Syndikat „United Internet Team Germany“ sei daher auch „keinesfalls aufgelöst“, sondern „nur geschlossen“, erklärte Schümann. Hauptsponsor Audi hatte Anfang 2008 wegen des monatelangen juristischen Hickhacks zwischen Titelverteidiger „Alinghi“ und Herausforderer „BMW Oracle Racing“ den Geldhahn zugedreht. Schümann & Co heuerten daraufhin auf der „Platoon“ an, die trotz einer Bronze-Medaille bei den TP-52-Weltmeisterschaften im Herbst vergangenen Jahres auf Lanzarote ebenfalls die Segel strich.

Der „Audi MedCup 2009“ wird außer in Alicante noch in Marseille (9. bis 14. Juni), Cagliari (20. bis 25. Juli), Portimão (18. bis 23. August) und Cartagena (14. bis 19. September) ausgetragen. Auf Mallorca findet die 2004 ins Leben gerufene Regatta-Serie in diesem Jahr erstmals nicht statt.