Lösungsorientierte Konsenspolitik ist ein Begriff, der balearischen Politikern noch nicht oft über die Lippen kommt. Absprachen über Parteigrenzen hinweg mögen manche Wähler enttäuschen, sind aber bei Großprojekten und Grundsatzthemen unabdinglich. Oft steht hinter mangelnder Dialogbereitschaft der Politiker die Angst, Profil und Popularität zu verlieren. Dabei unterschätzen sie den gesunden Menschenverstand des Bürgers.

Menschenverstand vermisst man, wenn man die unendliche Geschichte des Messegeländes der Balearen verfolgt. Seit mehr als 30 Jahren wird geplant und verworfen, mit Provisorien jongliert - und dabei die Chance als Standort für internationalen Messetourismus verspielt. Nichts zu bieten haben die Balearen in dieser Hinsicht, außer ein paar undichten Zelten. Das dachten auch die Veranstalter der Kunstmesse Art Cologne Palma. Sie haben nach erst einer Ausgabe der Messe jetzt einen, zugegeben voreiligen, Rückzieher gemacht. Gut, auch in Köln herrschen derzeit Chaos und Ratlosigkeit. Ein Messeleiter wurde gefeuert, neue Konzepte händeringend gesucht, ansonsten eifrig geklüngelt.

Aber wagen wir einmal das Gedankenspiel: Was wäre gewesen, wenn Palma nicht nur mit tollen Flugverbindungen und Sonnenschein, sondern auch mit einem Eins-a-Messegelände gelockt hätte? Mit nachhaltiger Infrastruktur, ansprechender Architektur, solidem Finanzierungsplan? Was wäre gewesen, wenn sich vor, sagen wir zehn Jahren, Regierung, Opposition und Fachleute überlegt hätten, welches Messezentrum für die Balearen das richtige ist? Die Zeit ist wohl noch nicht reif dafür. Solange alle wichtigen Themen dem ewigen Vierjahresrhythmus der Wahlen unterworfen sind, solange die Regierenden nach dem Machtantritt erst einmal die Projekte der Vorgänger verwerfen, solange leben wir hier in einem ewigen Provisorium. Der Effekt: Das Vertrauen in die politische Klasse sinkt, und wir müssen weiterhin nach Madrid oder Basel fliegen, um zu wissen, was sich auf dem Kunstmarkt tut.