Der spanische Wahlkampf hinterlässt einen schalen Nachgeschmack. Gleich, wer am Sonntag als Sieger hervorgeht, ob Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero oder Oppositionsführer Mariano Rajoy - beide werden gut daran tun, die Probleme wesentlich ernsthafter anzugehen als vor ihren Landsleuten in Mehrzweckhallen und im Fernsehen dargestellt. Demagogie, das lehren uns die Lexika, ist die „Aufwiegelung und Verführung einer Volksmasse zur Durchsetzung politischer Ziele durch Appelle an Emotionen und Vorurteile, durch Lügen, unbewiesene Behauptungen und abschätzige Kritik politischer Gegner". Dieser Wahlkampf hat dafür reichlich Anschauungsmaterial geliefert. Während PP-Chef Rajoy sich durch eine von Fakten und kausalen Zusammenhängen weitgehend ungetrübte Stimmungsmache hervortat, setzte Amtsinhaber Zapatero schon fast schamlos darauf, den Wähler mit Steuergeschenken zu kaufen. Der Sozialist wird eines Tages erklären müssen, was an einer wahllosen und hastigen Verteilung des Staatsüberschusses an die Bürger fortschrittlich sein soll. Zu einer ernsthaften Diskussion über die vom polternden Rajoy wenigstens richtig identifizierten großen Themen Wirtschaft, Immigration, Staatsaufbau und Terrorismus konnte es so nicht kommen.

Beiden Spitzenkandidaten kam das insofern zupass, als die Antworten schmerzlich sein könnten. Insbesonders die wirtschaftlichen Aussichten sind alles andere als rosig. Internationale Experten gehen mittlerweile einhellig davon aus, dass nach jahrelangem Bau- und Immobilienboom zumindest auf dem Festland eine drastische Korrektur unausweichlich ist. Aber vielleicht kriegt es ja keiner mit, scheinen sich Zapatero und Rajoy gesagt zu haben, die übrigens beide den Fernsehsendern unabhängige Aufnahmen ihrer Kundgebungen versagten - alle TV-Jubelbilder dieses Wahlkampfs stammen von den Parteien selbst. Eine reife und streitbare Demokratie sieht anders aus.