Sprache ist nicht nur Verständigung, sie ist auch Identität. Das trifft für das Katalanische besonders zu. Doch die Landesregierung überspannt diesen Bogen: Sie missbraucht die Sprache zur Abgrenzung und stellt die Bürger vor ein Ultimatum: Wer nicht Katalanisch lernt, bleibt außen vor und muss sich als Bürger zweiter Klasse fühlen. Wenn zweisprachige Versionen von Websites, Plakaten und Briefen verschwinden, werden Ausländer ohne Katalanisch-Kenntnisse mit Nichtverstehen und Problemen bestraft. Sie fühlen sich unwillkommen.

Keiner stellt in Frage, dass Katalanisch ein fundamentaler Bestandteil der mallorquinischen Kultur ist, lange Zeit unterdrückt war und heute intensiv gefördert werden muss. Genauso wie Ausländer diese Tatsache bei jeder Kritik vor Augen haben müssen, sollten jedoch auch die Sprachschützer im Govern an die Situation der Ausländer auf Mallorca denken. Viele von ihnen haben Spanisch-Kurse in Deutschland belegt, Zeit auf dem spanischen Festland verbracht oder die spanischsprachigen Länder Südamerikas bereist. Das soll jetzt auf Mallorca zu gar nichts mehr nütze sein?

Dabei werden Neubürger von allein auf die mallorquinische Sprache neugierig, wenn sie hier ihre Heimat gefunden haben. Schließlich ermöglicht Katalanisch nicht nur herzlichere Gespräche mit den Dorfnachbarn, sondern verspricht, eine neue Welt zu erschließen. Die Antwort auf diese Neugier müssen attraktive Lehrangebote sein, die Lust machen und vor allem die Schwellenangst nehmen. Mallorcas Kulturschätze locken allemal mehr Ausländer an die Sprache als Reglementierungen und bürokratische Hürden.

Nicht zuletzt sind Katalanisch wie Spanisch als offizielle Sprachen in der balearischen Landesverfassung verankert. Und das Zweisprachen-Modell bietet immer die Möglichkeit, in die andere Variante hineinzuschnuppern - wie zum Beispiel in die Übersetzung dieser Zeilen auf der gegenüberliegenden Seite.