Es gibt auf Mallorca kaum ein Thema, das so viele Emotionen weckt und über das schon so lange und erbittert gestritten wird, wie um den Stellenwert des Katalanischen. Dabei sind die Fakten weitgehend klar: Mallorquinisch ist eine Variante des Katalanischen, und die ist eine alte europäische Kultursprache. Katalanisch hatte gegenüber dem Spanischen schon immer einen schweren Stand und wurde unter Franco sogar offiziell verboten.

Dennoch handelt es sich um eine ganz und gar lebendige Sprache. Kann sich ein jeder überzeugen, der auf Mallorca den Einheimischen auf den Mund schaut, sei es in Palma oder in den Inselgemeinden. Katalanisch ist schlicht und einfach die Muttersprache eines beträchtlichen Teils der Inselbevölkerung - und damit immer auch ein Stück Heimat und Identität.

Nun gibt es auf der Insel allerdings auch viele Menschen, die zugewandert sind - vom spanischsprachigen Festland, aus den wohlhabenden

EU-Staaten, aus Lateinamerika, Afrika oder Asien. Sie machen über 40 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, sprechen nur vereinzelt Katalanisch und würden es meist lieber beim Spanischen belassen. Der Einfachheit und einer unkomplizierteren Kommunikation halber. Weswegen die Mallorquiner befürchten, dass die forasters die katalanische Sprache schwächen (und ihnen ein Stück Heimat wegnehmen), während die forasters Angst haben, dass die Ma­llorquiner sie zum Katalanischen zwingen könnten (und ihnen dadurch in etwas so Grundlegendem wie der zwischenmenschlichen Verständigung das Leben erschweren).

Gute Voraussetzungen für eine sachliche Debatte sehen anders aus. Dafür müsste man sich erst einmal in die Haut des anderen versetzen, müsste man ihn respektieren. Und eben dieser Respekt ist in der jüngsten Debatte vielen Diskutanten auf beiden Seiten abhanden gekommen.