Es war im September 2006, zwei Monate vor seiner Verhaftung, als Eugenio Hidalgo nach dem MZ-Interview in seinem Büro im Rathaus von Andratx aufstand, zum Fenster ging und auf das Haus zeigte, das ihm jetzt vier Jahre Haft eingebracht hat. Was solle daran so schlimm sein? Der Vorbau sei illegal, na und? So etwas habe doch jeder.

Darin liegt die Bedeutung des am Montag gefällten Urteils: Dem achselzuckenden Argument des Hier-machen-das-doch-alle-so wird definitiv ein Riegel vorgeschoben und das in einem Prozess gegen einen prominenten Lokalpolitiker. Der Richterspruch weist weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus. All jene, die bislang ohne große Sorge nach Belieben gemauschelt, getrickst und in die eigene Tasche gewirtschaftet haben, bekommen nun einen Warnschuss vor den Bug. Und auch wenn der schon vorher ausgebrochene Bau- und Korruptionsskandal in Marbella von einem anderen Kaliber ist, sind es nun die Richter auf Mallorca, die noch vor ihren Kollegen auf dem Festland neue Maßstäbe für mehr Anstand in der Lokalpolitik setzen. Die Botschaft lautet: Auch wenn es jeder so macht, sind Bausünden noch lange nicht legal, sie müssen bestraft werden. Den Richtern ist es zudem gelungen, in dem Verfahren nicht nur Handlanger, sondern mit dem damaligen Generaldirektor für Bauordnung in der Landesregierung auch einen der Strippenzieher festzunageln.

Wichtiger noch als die Haftstrafe ist die Tatsache, dass abgerissen werden muss. Wie viele nachweisbar illegale Gebäude stehen noch immer, ohne dass ein Datum für den Abriss feststeht? Mal fehlt ein endgültiger Richterspruch (Ses Covetes in der Gemeinde Campos), mal verschleppt eine Gemeinde das Abriss-Urteil wegen Geldmangel (Deià und die Häuser von Llucalcari), mal verschleppt der Inselrat die Ausschreibungen für den Abriss.

In der Gemeinde Andratx wurde bislang noch kein einziges illegales Gebäude abgerissen, wie der Richter betonte. Damit muss jetzt angefangen werden.