Wir Deutsche sind gerne gesetzestreu. Zumindest solange wir in Deutschland leben. Auf Mallorca darf es dann gerne ein bisschen lockerer zugehen - bei der Ummeldung des Autos genauso wie beim Bezahlen ohne Rechnung oder bei der Unterverbriefung beim Immobilienkauf.

Aber während sich Mallorca-Deutsche in vielen Fällen mit Recht vorwerfen lassen müssen, die spanische Mentalität und Bürokratie vorzuschützen, um sich nicht an Gesetze halten zu müssen, haben sie in anderen Bereichen fast keine andere Wahl. Wer zum Beispiel ein Ferienhaus vermieten wollte, fand sich seit jeher in einer rechtlichen Grauzone wieder. Wer das jetzt tun will, sieht sich in die Illegalität gedrängt: Die Legalisierungskampagne des Tourismusministeriums ging vor anderthalb Jahren zu Ende, eine Neuauflage ist nicht vorgesehen.

Schon der Ansatz war falsch: Welchen Sinn hat eine Sechsmonatsfrist für einen Markt, der ständig in Bewegung ist? Warum nicht ein Procedere ohne Verfallsdatum verankern, das genauso Sicherheits- und Qualitätsstandards garantiert und die Spreu vom Weizen trennt? Die Antragsteller sind schließlich keine illegalen Einwanderer, denen ein Gnadenakt gewährt wird, sondern Unternehmer auf dem europäischen Binnenmarkt. Davon abgesehen hat die willkürliche Frist einen gigantischen Aktenstapel im Ministerium verursacht, der abgearbeitet werden muss. Trotz Papierkrieg, hohen Gebühren und Kontrollbesuchen warten viele Finca-Besitzer noch jetzt auf ein endgültiges Okay.

Mit seiner Hörigkeit gegenüber der Hotelierslobby schmeißt das Tourismusministerium solche Finca-­Besitzer, die alles richtig machen wollen, mit unseriösen Geschäftemachern in einen Topf. Und es verbaut sich für die Zukunft einen Markt, den Urlauber zu schätzen wissen: In einer Zeit zunehmender Konkurrenz und Angebotsvielfalt sollte sich Mallorca nicht leichtfertig einem wichtigen Urlaubssegment verschließen.