Schon richtig: Washington ist sehr weit weg von unserer kleinen ­Scholle Erde, von der überschaubaren deutschsprachigen Community, von ihren kleinen und großen Problemchen. Trotzdem werden wir in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch vor dem Fernseher sitzen und bangen. Als Weltbürger. Es ist noch nicht lange her, dass die USA als ein klassisches Imperium bezeichnet wurden, als einzige verbliebene - glücklicherweise demokratische - Supermacht, die in ihrem weltumspannenden Herrschaftsbereich für Freiheit, Grundrechte und Sicherheit zu sorgen hat. Wir waren ihre Untertanen. Das Fiasko des Irak-Kriegs hat diese Perspektive in den Hintergrund rücken lassen; zu deutlich sind die Grenzen des Imperiums geworden.

Das ändert aber nichts daran, dass es uns nach wie vor sehr unmittelbar betrifft, was in den USA geschieht. Acht Jahre Präsidentschaft von George W. Bush haben diese ohnehin schon gefährliche Welt noch gefährlicher gemacht. Washington hat mit falschen Anschuldigungen den Irak angegriffen, das Land damit in einen blutigen Bürgerkrieg gestürzt, im Mittleren Osten den Hass auf den Westen weiter geschürt und El Kaida in die Hände gespielt. Das Musterland der Demokratie hat Folter wieder als staatlich sanktioniertes Instrument der Strafverfolgung eingeführt. Die größte Volkswirtschaft der Welt beteiligte sich acht Jahre lang nicht an den für die ganze Menschheit überlebenswichtigen Anstrengungen gegen den Klimawandel. Und die US-Regierung hat es versäumt, der Immobilien- und Finanzspekulation im eigenen Land rechtzeitig einen Riegel vorzuschieben - jetzt bekommen wir alle dafür die Quittung präsentiert.

John McCain, der republikanische Präsidentschaftskandidat, ist nicht George W. Bush, aber nah dran. Barack Obama, wenngleich natürlich kein Heilsbringer, ist der bei weitem überzeugendere Kandidat. Auch hier im fernen Mallorca werden wir ihm deswegen die Daumen drücken. Ihm und uns.