Seit Jahren wird auf den Balearen darüber diskutiert, wie man Anreize schaffen kann, dass die Touristen nicht nur in den Sommermonaten Juli und August auf die Insel kommen, sondern auch in der Nebensaison die Hotels füllen. Am Sonntag hätten sich die für den Tourismus verantwortlichen Politiker beim Tui-Marathon in Palma anschauen können, wie es gehen kann. Doch leider war im Parc de la Mar kein hochrangiger Entscheidungsträger zugegen, als der Tui-Vorstandsvorsitzende Michael Frenzel die Läufer morgens nur in Begleitung seiner Ehefrau mit dem Startschuss auf die Strecke schickte: kein Ministerpräsident, kein Tourismusminister, keine Inselratspräsidentin. Noch nicht einmal die Bürgermeisterin von Palma hielt es für nötig, zu dem von der Teilnehmerzahl her größten Sportereignis der Stadt zu erscheinen.

Stattdessen kam der Stadtrat für Sport, der ansonsten die Pokale bei diversen Stadtmeisterschaften zu überreichen pflegt. Dessen Einsatz in allen Ehren, aber Symbolkraft strahlte diese Besetzung nicht gerade aus. Im Gegenteil: Die Abwesenheit hochrangiger Politiker zeugt von wenig Respekt gegenüber einer Privatinitiative, für die die öffentliche Hand weder das Risiko noch die Kosten tragen musste. Auch musste sich Tui, Europas größter Reiseveranstalter, vor den Kopf gestoßen fühlen. Der Konzern hat auf den Balearen immerhin 240 Hotels unter Vertrag und bringt jedes Jahr rund eine Million Touristen auf die Inseln.

Zu denen zählte auch ein großer Teil der mehr als 6.000 Teilnehmer der mittlerweile schon zum fünften Mal ausgetragenen Läufe. Sie waren eigens nach Mallorca geflogen. Einige von ihnen haben bereits an großen Stadtläufen teilgenommen wie in New York oder Berlin. Kaum anzunehmen, dass auch dort die Amtsträger dem Startschuss oder den Siegerehrungen fernbleiben. Manchmal offenbart sich Mallorca als tiefe Provinz.