Jedes Jahr im März blickt die Tourismuswirtschaft auf Mallorca gebannt nach Berlin zu weltgrößten Tourismusmesse. Die ITB gilt als eine Art Lackmustest für die bevorstehende Sommersaison. So war es zumindest bisher. Denn bislang hatten die meisten Menschen zu diesem Zeitpunkt schon die Entscheidung getroffen, wohin es im Sommer gehen soll. Auch dank der Frühbucheranreize der Reiseveranstalter, denen die Entschlussfreudigkeit ihrer Kunden Preisnachlasse von bis zu 35 Prozent wert ist.

Doch in diesem Jahr ist alles anderes. Bisher sind nur verhältnismäßig wenig Reisen gebucht worden. Europas Nummer eins Tui spricht von einem Rückgang von elf Prozent, beim Branchenzweiten Thomas Cook ist gar von minus 20 Prozent die Rede. Das allein muss noch nicht bedeuten, dass am Ende tatsächlich weniger Reisen verkauft werden. Denn in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird mancher den Gang ins Reisebüroi bis kurz vor Urlaubsbeginn aufschieben. Dennoch gilt schon jetzt als sicher, dass 2009 ingesamt weniger gereist wird als in den Vorjahren. Viele, die sich vielleicht einen Ski- und einen Mallorcaurlaub pro Jahr gönnten, werden sich mit einer Urlaubsreise begnügen und eine Entscheidung für oder gegen die Insel treffen müssen.

Und so wird in manchem Haushalt der Stab über Mallorca gebrochen werden. Das Krisenjahr 2009 wird dadurch auch zu dem Jahr, in dem über die mallorquinische Tourismuswirtschaft gerichtet wird. Reisen ist eine emotionale Angelegenheit. Manch ein Kunde wird seine Entscheidung aufgrund von Erinnerungen und Assoziationen fällen. Ein unfreundlicher Kellner im letzten Urlaub, ein Nepp in einer Tropfsteinhöhle - all das kann sich bitter rächen.

Meine Prognose: Mallorca wird auch diese Krise mit einem blauen Auge überstehen. Urlauber werden hier mit einer Professionalität und Gastfreundschaft behandelt, von der andere Destinationen nur träumen können. Ausnahmen bestätigen die Regel. Und: Die Insel ist den Menschen vertraut wie kein anderes Reiseziel. Mallorca - da weiß man, was man hat.