"Wir können schnell unsere Unehrlichkeit rationalisieren, wenn es nicht direkt um Geld geht", hat Dan Ariely festgestellt. Der US-amerikanische Professor für Verhaltensökonomik testet in Experimenten, wie leicht Menschen, die sich für ehrlich halten, zum Betrug zu verführen sind – vor allem dann, wenn kein direktes Geld im Spiel ist: Die wenigsten würden jemandem 100 Euro aus dem Portemonnaie klauen – schrecken aber nicht davor zurück, am Finanzamt vorbei Miete zu kassieren, großzügig auf die Mehrwertsteuer zu verzichten oder einen Job auch ohne Vertrag anzunehmen oder zu vergeben.

Erst recht in Krisenzeiten. Argumente gibt es genug: Was bleibt einem anderes übrig in dieser Situation? Warum ehrlicher sein als der Mitbewerber? Und sind Regeln nicht dazu da, missachtet zu werden – gerade auf Mallorca? Man muss kein Moralapostel sein, um den Schaden zu erkennen – von sinkenden Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträgen über fehlende Sicherheiten und Garantien bis hin zu einem Vertrauensverlust in das Wirtschaftssystem.

Was also tun? Appelle an die Moral erscheinen wirklichkeitsfremd. Mehr Kontrollen sind gut, aber nur begrenzt wirksam – auch ein Heer von Inspektoren wäre nicht ausreichend. Nötig sind vielmehr flexiblere Lösungen auf dem Arbeitsmarkt: Fantasie ist nicht nur bei Unternehmern gefragt, sondern auch bei der öffentlichen Verwaltung. Statt sich in bürokratischen Formeln einzumauern und Barrieren in den Weg zu legen, werden neue Modelle gebraucht: Mini-Jobs, unkomplizierte wie auch bezahlbare Lösungen für Selbstständige – und ein strengerer Blick auf Berufsverbände, denen es ganz recht ist, wenn neue Anbieter nicht Fuß fassen.

Zudem darf man hoffen, dass die Schattenwirtschaft spätestens dann wieder ein Stück weit zurückgedrängt wird, wenn es wirtschaftlich wieder aufwärts geht – falls bis dahin die Mauschelei nicht vollends zur Regel geworden ist.