Die Theorie ist die folgende: Herr und Frau X gehören zu jenen zwei Millionen Deutschen, die eine Ferienvilla oder -wohnung besitzen. Die Krise beutelt die beiden real oder psychologisch oder doppelt durch und man schmiedet Reisepläne. Die Antarktis fällt flach, der Amazonas ist morgen auch noch da, China nervt mit all den Mega-Baustellen, Australien ist ziemlich weit weg, und in der Türkei wimmelt es von britischen Superniedrigpreistouristen.

Die Gedanken wandern immer wieder zurück zu jener Ferienvilla in Andratx, in Cala d´Or oder meinetwegen in Colònia de Sant Pere. Seinerzeit hat man viel Geld für das Immobilchen bezahlt: Würden sie nachrechnen, was sie wohlweislich nicht tun, kämen Herr und Frau X nach derzeitigem Stand auf durchschnittliche Übernachtungskosten von 300 Euro pro Kopf, es sei denn, man verkauft die Hütte mit Gewinn weiter, aber danach sieht es ja momentan eher nicht aus. Es gilt also A) eine Ferienvilla zu amortisieren, bevor entweder sie oder einer der beiden Besitzer zusammenbricht, und B) aus dem vorhandenen Reisebudget 2009 (der Trend geht zur Kürzung) das Beste zu machen.

Rechnen wir wieder: Das Haus ist bezahlt, die Fixkosten kümmern sich nicht darum, ob man darin schläft oder nicht, und mit dem Geld, das man an Hotelkosten spart, lässt sich sehr, sehr angenehm leben. Dazu kommt, dass Mallorca, obwohl so bekannt, noch immer nicht ganz entdeckt ist. Jedes Mal, wenn Herr und Frau X auf die Insel kommen, stolpern sie über ein Dörfchen, ein Klösterchen, ein Buchtchen und gelegentlich auch über ein Autobahnchen, das sie noch nie gesehen haben. Ganz abgesehen von der turbulenten Restaurant-, Galerie- und Shoppingszene.

Die Theorie also ist die: Für den Ferienheimbesitzer ist Mallorca im Krisenjahr die Ersatz-Fernreise, nur näher gelegen. Hinweis: Das ist nur ein inspirierter Versuch, die unglaublichen Zahlen des Instituts für Touristikstudien zu erklären.