Angesichts der Ziele, die sich die Galeristenvereinigung vor zwölf Jahren steckte, als sie die erste „Nacht der Kunst" organisierte, muss man heute staunen. Damals ging es „nur" darum, Kunst und die Kunstgalerien ins Gespräch zu bringen und den Menschen die Scheu zu nehmen, einen privaten Ausstellungsraum zu betreten.

Heute ist die Nit de l´Art das eigentliche Gesamtkunstwerk. Kaum eine Veranstaltung mit dermaßen geringem Budget mobilisiert ein so großes und enthusiastisches Publikum. Bei wenigen anderen Festen vermischen sich Insulaner und Residenten zwangloser, und wenige Termine haben kulturliebende Mallorca-Fans im Ausland auf ihrem Kalender so dick eingerahmt wie das Datum der langen Nacht der Kunst. Mittlerweile traut sich das Institut d´Estudis Baleàrics sogar, Kritiker und Museumsdirektoren einzufliegen, um diese europaweit einzigartige Open-Air-Kunstmesse mitzuerleben.

Man möchte die Erfolgsgeschichte gerne analysieren, denn so einfach ist es ja heutzutage nicht, Tausende Besucher und die gesamte regionale Medienlandschaft in Erregung zu versetzen. Und der Verdacht drängt sich auf: Vielleicht hat es ein wenig (oder sehr) damit zu tun, dass die Galeristen sich das Heft nicht aus der Hand nehmen lassen, dass die Veranstaltung ein strikt geordnetes, definiertes Kernprogramm hat – gleichzeitige Vernissagen in mehr als 20 Galerien ,– und dass rundherum auf eigenes Risiko und zum Teil anarchisch ein Rahmenprogramm quasi aus dem Boden wächst, das den Bogen spannt zwischen Lifestyle-Shops, großen Museen und Sparkassen-Kulturzentren bis hin zu alternativen Kunstinitiativen, die sich an diesem Abend der demokratischsten aller Abstimmungen stellen: dem Interesse der Besucher.

Oder anders gesagt: Dass keine politischen Organe reinpfuschen und keine Millionenbudgets zu verklüngeln sind, dass es vor allem um eines geht: Kunst. (Und zu sehen, wen man trifft, klar).